Jetzt wechseln Omya Neutramaxx 45 QR-Code scannen und mehr erfahren neutramaxx.omya.com/de Sichere, stabile und kostengünstige Neutralisation Praxismagazin für Trink- und Abwassermanagement Noch viel Potenzial: Energieeffizienz beim Pumpenbetrieb kann weiter gesteigert werden Mit 19 Seiten Special: Pumpen 1-2 Januar/Februar 2023 Leitungsbau: Fachkräftegewinnung und digitales Baustellenmanagement wasserwirtschaft wassertechnik
Gemeinsam zum optimalen Druckmanagement BESEITIGEN SIE WASSERVERLUSTE UND DRUCKPROBLEME IN IHREM NETZ Indem Sie Ihr Netz überwachen und Ihre Pumpen intelligent steuern, können Sie den Wasserdruck regulieren, Leckagen reduzieren, die Betriebssicherheit verbessern, die Leistung steigern und die Betriebskosten Ihrer Wasserverteilung senken. Bei Grundfos nennen wir das „Demand Driven Distribution“. Mit Demand Driven Distribution werden Pumpen, Steuerungen und Systemüberwachung zu einer einzigartigen Druckmanagementlösung zusammengefasst, die ein stabiles Wasserversorgungssystem sichert. Erfahren Sie, wie Grundfos iSOLUTIONS Ihr Systemmit Demand Driven Distributionund intelligenter Pumpentechnik optimieren kann: grundfos.de Druckerhöhungsanlage mit neuer CR-Baureihe für Wasserversorgungsunternehmen mit Schaltschrank und Demand Driven Distribution. WASSERVERTEILUNG: Durchschnittswerte basierend auf abgeschlossenen projekten 15 % WENIGER LECKAGEN 35 % WENIGER ROHRBRÜCHE 25 % ENERGIEEINSPARUNG
1 1-2/2023 Das Jahr 2022 liegt zwei Monate zurück. Nach mehreren Jahren coronabedingten Ausfalls konnte die IFAT als wichtigste Leistungsschau der Umweltbranche wie auch andere Fachveranstaltungen wieder in Präsenz stattfinden. Endlich. Digitale Veranstaltungen können das soziale Miteinander nicht ersetzen. Kleine Lichtblicke. Die andere Seite: Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, historische Niedrigwasserstände beim Rhein, das Fischsterben in der Oder, örtliche Mengenbegrenzungen beim Trinkwasserverbrauch, der eklatante Fachkräftemangel und Lieferengpässe haben die Gesellschaft und die Branche mehr denn je bewegt. Ein Konglomerat aus weltweiten Krisen und angestauten Aufgaben entwickelt sich gefühlt zu einem Dauerzustand. Unsere Politik reagiert mit langwierigen Strategieentwicklungen, Diskussionsprozessen und verzögerten Entscheidungsfindungen. Eine schnelle, zielorientierte Umsetzung von Lösungen ist da fast zum Scheitern verurteilt. Die Energiekrise, die im vergangenen Jahr themenbestimmend war, ist dafür ein gutes Beispiel. Seit gut 30 Jahren beschäftigt sich die Wasserwirtschaft in ihren Verbänden und in vom Bund geförderten Projekten mit der Erschließung von Energie(effizienz)potenzialen oder der Wasserstofferzeugung und -nutzung. Die Branche könnte über ihren Kernauftrag hinaus Aufgaben im regionalen Energiesystem wahrnehmen. Passiert ist mit Ausnahme von Modellprojekten bis heute dennoch vergleichsweise wenig. So bleibt es überwiegend bei einer fehlenden Umsetzung von bereits im jetzigen System möglichen, aber häufig nicht realisierten Optimierungspotenzialen und bei unzureichend grüner Strom- erzeugung – trotz erklärter Energiemangellage und notwendiger Infrastrukturinvestitionen. Die verbesserte Einbindung der Abwasserwirtschaft in das Energiesystem stockt. Ein unübersichtliches Energierecht tut da ein Übriges. Hoffnung machen eher länderübergreifende Initiativen wie die vor Kurzem erfolgte Gründung des Energie-Netzwerks der DWA-Landesverbände Nord, Nord-Ost und Nordrhein-Westfalen. Im Verbund ist man stärker. Blicken wir weiter: Die Nationale Wasserstrategie lässt weiter auf sich warten. Im April 2023 wird dagegen die komplett überarbeitete deutsche Trinkwasserverordnung im Bundesrat verabschiedet. Neuerungen betreffen dann erstmals verpflichtende Regelungen zu Risikobewertung/ Risikomanagement vom Einzugsgebiet bis zur Entnahmearmatur beim Verbraucher, die Genehmigung der Risikobewertung durch Gesundheitsämter, neue Anforderungen an Untersuchungspflichten, die Einführung neuer Qualitätsparameter bzw. Verschärfungen. Ein besonderes Anliegen von wwt ist die Gewinnung von Fachkräften für die Wasserwirtschaft. Im Herbst 2022 wurde wiederholt der „Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft“ ausgelobt, mit dem wwt in Kooperation mit dem DWA-Landesverband Nord-Ost und den Berliner Wasserbetrieben junge Nachwuchswissenschaftler auszeichnet. In wwt können Sie die Finalisten des Wettbewerbs kennenlernen. Zur Wahl der Sieger und zur Preisverleihung am 26. Juni 2023 in Berlin sind Sie herzlich eingeladen! Wir starten voller Optimismus in ein hoffentlich friedvolles, aber dennoch ungewisses Jahr. Die alten Vorsätze bleiben wohl auch die neuen. Neues Jahr, alte Vorsätze? Und die aktuellen politischen Entscheidungen für eine längerfristige Nutzung fossiler Energie- träger wie Fracking-Gas und Kohle lassen an den Ambitionen der Politik zweifeln, Abhängigkeiten zu reduzieren und Vorreiter beim Klima- und Gewässerschutz zu sein. Kommentar Nico Andritschke, Redakteur von wwt, andritschke@wwt-online.de Quelle: privat
2 www.umweltwirtschaft.com Inhalt Titelbild: Sichere, stabile und kostengünstige Neutralisation – Omya Neutramaxx ist eine konzentrierte, hochreaktive Kalkmilch für die Behandlung von industriellem und kommunalemAbwasser als direkter Ersatz für Natronlauge und andere Kalkmilch. Quelle: Omya International AG Verändertes Verbraucherverhalten und stark gestiegene Energiekosten zwingen Wasserversorger immer mehr, ihre Prämissen zu überdenken und zu handeln. Quelle: Grundfos GmbH Kommentar 1 Neues Jahr, alte Vorsätze? Nico Andritschke Wasserszene Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft 2023 4 Jury wählt Finalisten aus 6 Nationale Wasserstrategie: erweiterte Herstellerverant- wortung DWA e. V. Special: Pumpen Energieeffizienz 13 Pumpen energieeffizient eingesetzt Prof. Dr.-Ing. Dr. techn. Peter Meusburger 17 Stadtwerke Neustrelitz – Einspar- potenziale mit Energieaudit auf- gedeckt Julian Betzer 21 Zweckverband Steinwaldgruppe setzt auf höhere Energieeffizienz Mario Hübner; Matthias Götz Monitoring 25 Automatisierte Pumpenkenn- linienaufnahme M. Sc. Christopher Bölter; Prof. Dr.-Ing. Paul Uwe Thamsen Praxisbericht 30 Verdreifachung der Standzeit mit einstellbarem Statorsystem xLC Netzsch Pumpen & Systeme GmbH 6 Dr. Emanuel Grün: Mensch und Macher Emschergenosenschaft/Lippeverband 7 Mögliches Verbot von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen in der EU Umweltbundesamt 7 Grundwasserforschung: neues Forschungszentrum in Cottbus Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe 8 Keiner hat´s gemerkt Berliner Wasserbetriebe 8 Christoph Donner neuer Vorstandschef Berliner Wasserbetriebe 9 Richtungsweisendes Urteil für Trinkwasserversorger Harzwasserwerke GmbH 9 32 Jahre im Verband – Georg Wulf geht in den Ruhestand Wupperverband 10 Herausforderungen, die wir intensiv angehen müssen Im Gespräch mit Dr. Birgit Fritz-Taute Jetzt wechseln Omya Neutramaxx 45 QR-Code scannen und mehr erfahren neutramaxx.omya.com/de Sichere, stabile und kostengünstige Neutralisation Berlin und Oldenburg: Jahresauftakt für Branchenmessen und Tagungen Quelle: Tausendwasser GmbH ab S. 34 ab S. 13
3 1-2/2023 Trinkwasser / Einfach und sicher analysiert. Mit dem Online-Analyse-System von Bürkert überwachen Sie alle wichtigen Wasserqualitätsparameter kontinuierlich und exakt. Dank der modularen Bauweise lässt sich das Messsystem individuell an Ihre Anlage anpassen. Mit der innovativen MEMS-Technologie verringern Sie Ihren Wartungsaufwand. Die optionale Reinigungseinheit reinigt das System nach Ihren Vorgaben automatisch, damit sind manuelle Eingriffe überflüssig. Die Bedienung des Gerätes und Kontrolle der Messwerte erfolgt über einen 7“-Touchscreen. 15. - 16.03.2023 Halle 7 Stand B73 & B74 We make ideas flow. Tel. +49 7940 10 0 info@buerkert.de www.buerkert.de Wasserwirtschaft Veranstaltungen 32 13. OWL-Abwassertag: Poesie und Regenwasser in der Smart City Pentair Jung Pumpen 34 Tausendwasser 2023: Treffpunkt Station-Berlin Tausendwasser GmbH 35 Aerzen auf der Tausendwasser 2023 Im Gespräch mit Markus Leidinger 36 Zuverlässiger Objektschutz in der Wasserversorgung Huber SE 37 Umwelttechnologien für den Wasserkreislauf KF-Gruppe Rohrleitungs- und Kanalbau Veranstaltungen 38 35. Oldenburger Rohrleitungs- forum: Es geht schon wieder los … Iro Institut für Rohrleitungsbau Fachkräftegewinnung 40 Mit Leidenschaft für die Branche und die Region Helmut Arndt Digitalisierung 43 Digitales Baustellenmanagement im Leitungsbau Martina Buschmann Praxisberichte 47 Ein echter Platzsparprofi Funke Kunststoffe GmbH 49 Heizen ohne Brennstoff – kaltes Nahwärmenetz in Schallstadt Huber SE Umwelt Gewässerschutz 51 Ströme der Erde – Teil 14: Der Murray River Dr. Wolfgang Berger Rubriken 50 Adressen für Fachleute 55 Impressum berlinerwasser.de/karriere
4 www.umweltwirtschaft.com Der Fachkräftebedarf und der Fachkräftemangel werden in vielen Branchen immer spürbarer, so auch in der Wasserwirtschaft. Mit der wachsenden Zunahme an komplexen Herausforderungen steigt auch der Bedarf an Spezialisten. Gleichzeitig gehen viele Fachkräfte in den kommenden Jahren aufgrund ihres Alters in den Ruhestand. Allein im öffentlichen Sektor werden laut Beamtenbund in zehn Jahren etwa 30 % der Beschäftigten altersbedingt ausscheiden. Die Gefahr, dass hier viel Erfahrungswissen verloren geht, besteht. Dass der Fachkräftemangel zur Fortschrittsbremse wird, kann jedoch vermieden werden, denn die Tätigkeitsfelder in dieser Branche sind so vielfältig wie kaum in einer anderen. Dabei ist klar, dass die Entwicklung und Nutzung verbesserter oder neuer Technologien zwar wichtig sind, sie erfordern aber auch gut ausgebildete Fachleute, die die Implementierung dieser Technologien beispielsweise NACHWUCHSPREIS Deutsche Wasserwirtschaft VERLIEHEN VOM FACHMAGAZIN Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft 2023 Jury wählt Finalisten aus Bis Ende Januar 2023 konnten sich Studenten mit ihren herausragenden Studienabschlussarbeiten und Dissertationen um den Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft bewerben. Mitte Februar ermittelte die Fachjury die Finalisten. Wichtige Termine des Wettbewerbs Bewerbungsphase 1. Oktober 2022 – 31. Januar 2023 Vorstellung der Finalisten in wwt wwt 3/23 (Bachelor, Master) wwt 4/23 (Promotion) Online-Leserwahl 8.–19. Mai 2023 Ehrung der Preisträger auf der 26. Juni 2023 Landesverbandstagung der DWA Nord-Ost www.umweltwirtschaft.com/veranstaltungen/wwt-Nachwuchspreis2023 Quelle: IMAGO / Westend61
5 1-2/2023 im Wasser- oder Klärwerk vornehmen, Anlagentechnik warten, sich um Leitungsnetze kümmern oder Prozesse überwachen und verbessern helfen. Seit vielen Jahren ist es deshalb den Wissenschaftlern und Praktikern des wwt-Herausgeberbeirats sowie des langjährigen Premiumsponsors Berliner Wasserbetriebe ein wichtiges Bedürfnis, herausragende Leistungen von Nachwuchskräften der Fachöffentlichkeit und Leserschaft vorzustellen und sie zu würdigen. Neben der regelmäßigen Berichterstattung zum Thema in wwt wurde aus diesem Anlass im Jahr 2017 der Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft ins Leben gerufen. Seitdem werden alle zwei Jahre junge Wissenschaftler und Praktiker für Arbeiten und Erfindungen ausgezeichnet, die zu praktischen Verbesserungen auf den Arbeitsgebieten der Wasserwirtschaft führen. Bis heute wurden insgesamt sechs Preisträger gekürt. Die besten Arbeiten stellen die späteren Preisträger im Rahmen der Landesverbands- tagung der DWA Nord-Ost dem teilnehmenden Fachpublikum mit Vorträgen und Postern vor. Der Wissenstransfer erfolgt hier auf kurzem Weg zwischen Universität und Praxis. So erhält die Branche schneller Kenntnis von den Innovationen, deren Urheber können direkt auf sich aufmerksam machen. Gute Resonanz, viel Arbeit für die Jury Nach vier Monaten endete am 31. Januar 2022 das Bewerbungsverfahren. Nach anfänglicher Zurückhaltung steigerte sich die Resonanz zum Bewerbungsschluss wieder deutlich, was die Veranstalter und die Jury gleichermaßen freute. Das Interesse am Nachwuchspreis ist nach wie vor hoch, dennoch lassen sich coronabedingte Einflüsse nicht übersehen. Die Vielfalt an Herausforderungen spiegelt sich in den bearbeiteten Themenstellungen wider. Auch die Qualität der eingereichten Arbeiten bleibt nach Einschätzung der Jury erfreulicherweise auf einem hohen Niveau. Die umfangreichen Bewerbungsunterlagen wurden von den ehrenamtlichen Mitgliedern der Fachjury zwischenzeitlich gesichtet, wobei die Arbeit der Jury ein großes Lob verdient. Am 17. Februar fand eine abschließende Jurysitzung statt, auf der die Bewerbungen diskutiert und die Finalisten in den Kategorien Bachelor, Master und Promotion bestimmt wurden. Das Geheimnis kann an dieser Stelle jedoch noch nicht gelüftet werden, da die Jury nach Redaktionsschluss tagte. Alle Bewerber werden durch die Redaktion über ihr Abschneiden informiert und erhalten Ende Februar/Anfang März weitere Hinweise zum Fortgang des Verfahrens. Online-Leserwahl entscheidet über Sieger Beginnend mit der Ausgabe wwt 3/23 werden die Finalisten in den Kategorien Bachelor und Master die Ergebnisse ihrer Arbeiten in der Printausgabe wwt und online auf dem Portal umweltwirtschaft.com vorstellen. In der Ausgabe wwt 4/23 folgen die zwei besten Dissertationen. Die Qual der Wahl haben die Leser von wwt, denn sie dürfen letztlich über die Sieger entscheiden. Die Stimmabgabe erfolgt ausschließlich online auf umweltwirtschaft.com in der Zeit vom 8.–19. Mai 2023. Bitte beachten Sie dazu die aktuellen Informationen auf der Website! Ehrung der Preisträger Auf der Landesverbandstagung der DWA Nord-Ost am 26. Juni 2023 im Hotel Vienna House Andel´s in Berlin stellen sich die Preisträger mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten einem breiten Fachpublikum vor und werden die Ergebnisse diskutieren. Am Ende locken Preisgelder im Gesamtwert von 4.500 €. Die Auszeichnung der Preisträger wird vom Verlagsleiter Technische Fachzeitschriften beim Deutschen Fachverlag, dem Landesvorsitzenden und Geschäftsführer des Landesverbandes der DWA Nord-Ost sowie einem Vertreter des Premiumsponsors Berliner Wasserbetriebe vorgenommen. unterstützt von: Premiumpartner: Veranstalter: Nachwuchspreis Deutsche Wasserwirtschaft Die Mitglieder der Fachjury Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch (TU Berlin) Prof. Dr.-Ing. Oliver Christ (Hochschule Weihenstephan) Prof. Dr.-Ing. Sven-Uwe Geissen (TU Berlin) Prof. Dr.-Ing. Frank Kolb (Hochschule Weihenstephan) Ralf Schüler (Geschäftsführer DWA Nord-Ost) Kontakt wasserwirtschaft wassertechnik Nico Andritschke (Redaktion) Tel.: 030 / 61209406 E-Mail: andritschke@wwt-online.de
6 www.umweltwirtschaft.com liert. Hier ist Klarheit erforderlich. Positiv sieht die DWA, dass die Verknüpfungen zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft in vielen Punkten der Strategie aufgegriffen werden. Mit einer flächengebundenen Tierhaltung können die Stoffeinträge aus der Landwirtschaft (u. a. Nitrat) effektiv reduziert werden. Die im Strategieentwurf geforderte Intensivierung des Monitorings reicht dafür allein nicht. Die Nationale Wasserstrategie ist derzeit nur ein regierungsintern abgestimmter Entwurf des BMU. In der anstehenden Anhörung darf sie nicht verwässert werden. Anschließend ist eine stringente und zeitnahe Umsetzung durch konkrete Maßnahmen und die Schaffung eines entsprechenden Rechtsrahmens notwendig. DWA e. V. www.dwa.de lerverantwortung für Spurenstoffeinträge in die Gewässer. Damit möchte das BMU die im Green Deal der EU-Kommission beschlossene Null-Verschmutzungs-Zielvorgabe über das Verursacherprinzip und mit ordnungsrechtlichen und marktwirtschaftlichen Lösungen umsetzen. Mit der angestrebten Hersteller- und Produktverantwortung wird die Verantwortung sachgerecht über den gesamten Lebenszyklus der Produkte auf die Hersteller und Importeure und damit auf alle Mitverursacher von Spurenstoffeinträgen in die Gewässer übertragen. Die Strategie setzt so auch ökonomische Anreize bei den Herstellern, die Gewässerbelastung bereits beim Produktdesign stärker zu beachten. Die DWA begrüßt diese Lenkungsfunktion ausdrücklich. Die konkrete Finanzierung ist jedoch sehr unscharf formuNationale Wasserstrategie: Erweiterte Herstellerverantwortung Das BMU hat Ende 2022 den ressortabgestimmten Entwurf für eine Nationale Wasserstrategie zur Anhörung der beteiligten Kreise vorgelegt. Ziele der Nationalen Wasserstrategie sind eine nachhaltige Wasserwirtschaft, saubere Gewässer, die Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel sowie eine verursacher- und sozialgerechte Kostenverteilung insbesondere im Bereich der Abwasserentsorgung. Der Entwurf basiert im Wesentlichen auf den Ergebnissen des Nationalen Wasserdialogs. Die DWA unterstützt den Entwurf des Bundesumweltministeriums (BMU) in allen wichtigen Punkten, insbesondere bei der erweiterten Herstellerverantwortung. Sehr positiv sieht die DWA die vorgesehene erweiterte HerstelWasserszene Der Eintrag anthropogener Spurenstoffe in den Wasserkreislauf sollte weitestgehend vermieden werden. Quelle: UBA/Künzelmann nischer Vorstand, sondern auch ein echter Kollege im besten Wortsinn – eben ein Mensch und Macher!“ Emschergenossenschaft/ Lippeverband www.eglv.de – eine Meisterleistung“, würdigt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von EGLV, seinen nunmehr ehemaligen Vorstandskollegen. „Für mich persönlich war Emanuel Grün nicht nur ein fachlich hochkompetenter techEmschergenossenschaft/Lippeverband: Mensch und Macher NachvierAmtszeiten ist Ende letzten Jahres eine Ära bei Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) zu Ende gegangen: Dr. Emanuel Grün, langjähriger technischer Vorstand der beiden Wasserwirtschaftsverbände, ist nach 17 Jahren im Amt in den verdienten Ruhestand gewechselt. Anfang Dezember 2022 fand dazu im Erich-Brost-Pavillon auf der Zeche Zollverein in Essen seine offizielle Verabschiedung statt. Grüns Abschied bei EGLV wird gekrönt vom erfolgreichen Abschluss des Emscher-Umbaus und der Flutung der neuen Emscher-Mündung in den Rhein. Das Ziel „Abwasserfreie Emscher“ hat der 67-Jährige wie kein Zweiter mit Vehemenz und Nachdruck verfolgt. Dabei hat er die technische Entwicklung der Verbände geprägt und den Weg zum innovativen Nachhaltigkeitsunternehmen bereitet. „Dass wir das große Genera- tionenprojekt Emscher-Umbau mit dem Erreichen der Abwasserfreiheit pünktlich innerhalb der prognostizierten 30 Jahre abschließen konnten, ist auch dem persönlichen Engagement von Emanuel Grün zu verdanken Ein Weg auf dem Gelände der Kläranlage Bottrop heißt nun Dr.-Emanuel-Grün-Allee – das entsprechende Schild wurde Dr. Emanuel Grün (3. v. l.) symbolisch von Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender EGLV, r. i. B.) (rechts), Dr. Dorothea Voss (Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit, 2. v. l.) und seinem Nachfolger Dr. Frank Obenaus (l. i. B.) überreicht. Quelle: EGLV
7 1-2/2023 drei Jahren haben die Behörden der fünf Länder die PFAS, deren Verwendungen und die Risiken, die diese für Mensch und Umwelt darstellen, eingehend untersucht. Im Rahmen dessen wurden zwei öffentliche Konsultationen abgehalten, um von der Industrie Informationen zur Verwendung der Stoffe zu erhalten. Die offizielle Veröffentlichung des Vorschlags durch die ECHA erfolgte am 7. Februar 2023. Umweltbundesamt www.umweltbundesamt.de gesundheitliche Effekte haben. Bislang gibt es nur wenig Möglichkeiten, PFAS zu umgehen. Der Beschränkungsvorschlag der europäischen Behörden wurde unter REACH, der EU-Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien, ausgearbeitet. Aufgrund von bislang nicht kontrollierten Risiken im Zusammenhang mit der Herstellung, dem Inverkehrbringen und der Verwendung von PFAS ist eine Maßnahme in der gesamten EU und dem europäischen Wirtschaftsraum erforderlich. In den vergangenen Umweltbundesamt: Mögliches Verbot von per- und polyfluorierten Alkyl- substanzen in der EU Europäische Behörden, unter ihnen das Umweltbundesamt (UBA), haben am 13. Januar einen gemeinsamen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Bei dem Vorschlag handelt es sich um einen der umfangreichsten seit Inkrafttreten der REACH-Verordnung im Jahr 2007. Für Deutschland haben das UBA, BAuA und BfR zusammen mit niederländischen, dänischen, norwegischen und schwedischen Behörden den Vorschlag erarbeitet. PFAS werden wegen ihrer wasser-, schmutz-, und fettabweisenden Eigenschaften in verschiedensten Produkten wie Outdoorkleidung, Kochgeschirr, schmutzabweisenden Teppichen oder Nahrungsmittelverpackungen eingesetzt. Zudem kommen sie in einer Vielzahl von industriellen Prozessen zum Einsatz. Die Kehrseite des massiven Gebrauchs von PFAS: Diese Chemikalien sind so stabil, dass sie lange in der Umwelt verbleiben und sich in Nahrungsketten anreichern können. PFAS werden weltweit in Gewässern, Luft und Böden nachgewiesen. Auch im Blutserum von Menschen können sie vorkommen und Das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau Quelle: UBA/Stallmann tung im Rahmen der Maßnahmen zum Strukturwandel. Das FEZB wird sein Know-how in gemeinsame Projekte mit etablierten Institutionen und Forschungseinrichtungen aus der Region wie der BTU Cottbus-Senftenberg, der LMBV, Landesbehörden und Umwelt- und Wassertechnologieunternehmen einbringen. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe www.bgr.bund.de/DE/Themen/ FEZB/FEZB_node ligen Abbaugebiete der Lausitz betrifft das integrierte Wassermanagement und insbesondere das Grundwassermanagement. Bei der Erstellung eines übergreifenden Grundwassermodells für die Lausitz wird das FEZB eine führende Rolle übernehmen. Das Großraummodell Lausitz, das nach einer Bundestagsentschließung gemeinsam mit den Ländern Brandenburg, Sachsen und Berlin aufgebaut werden soll, ist Kernelement und Grundlage für die übergreifende GrundwasserbewirtschafGrundwasserforschung: Neues Forschungszentrum in Cottbus Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat ihr neues Forschungs- und Entwicklungszentrum Bergbaufolgen (FEZB) in Cottbus eröffnet. Das FEZB soll auf nationaler und internationaler Ebene neue Lösungen zur Sanierung von Berg- baufolgen und nachhaltigen Gestaltung von ehemaligen Bergbaulandschaften entwickeln. Im Fokus des FEZB stehen wissenschaftliche Fragestellungen zu Grundwasser und Boden. Die Arbeiten konzentrieren sich auf die Themen Grundwassermanagement, Geotechnik und Umweltmonitoring. „Die BGR verfügt als Geologischer Dienst des Bundes über die notwendige geowissenschaftliche Expertise und Erfahrung aus zahlreichen internationalen Arbeiten und Projekten. Dies ist eine sehr gute Ausgangsposition, um wissenschaftsbasierte Lösungen für die Herausforderungen einer nachhaltigen Gestaltung von ehemaligen Bergbaulandschaften weiterzuentwickeln“, sagte BGR-Präsident Prof. Dr. Ralph Watzel zur Eröffnung des FEZB im Dezember 2022 in Cottbus. Bei dieser Aufgabe werden künftig Wissenschaftler aus den Disziplinen Hydrogeologie, Ingenieurgeologie, Geophysik und Technischer Umweltschutz zusammenarbeiten. Eine der drängendsten Fragen im Bereich der aktiven und ehemaDie Bergbaufolgelandschaft Lausitzer Seenland Quelle: LMBV
8 www.umweltwirtschaft.com Wasserszene Tag durchschnittlich 155.000 m3 Trinkwasser aus 131 Grundwasserbrunnen und versorgt damit rund 1,5 Mio. Menschen in Berlin und Brandenburg. Vom Wasserwerk Tegel werden auch die Wasserwerke in Stolpe, Spandau und Kladow gesteuert. Berliner Wasserbetriebe www.bwb.de/de/wasserwerk- tegel.php ten Dach der Filterhalle ist eine neue Solaranlage montiert worden, die mit 853 m2 Panels eine Leistung von 192 kWp hat und damit deutlich effizienter ist als ihre vor 14 Jahren montierte Vorgängerin. Da sie weniger Platz beansprucht, kann 2023 eine zweite Anlage auf dem Dach montiert werden. Das Wasserwerk Tegel fördert am Berliner Wasserbetriebe: Keiner hat‘s gemerkt Die Berliner Wasserbetriebe haben das Wasserwerk Tegel im Berliner Norden als eines von drei Berliner Schwerpunktwasserwerken umfassend renoviert. Innerhalb von fünf Jahren wurde bei laufendem Wasserwerksbetrieb unterbrechungsfrei die Trinkwasseraufbereitung nahezu komplett instandgesetzt, Steuer- und Regelungstechnik modernisiert sowie eine Brunnengalerie erneuert. Insgesamt hat das Unternehmen dort 21 Mio. € in die sichere und hochwertige Trinkwasserversorgung investiert. PünktlichzumJahresendewurden die Bauarbeiten im Wasserwerk Tegel im Großen und Ganzen abgeschlossen. In rund fünf Jahren ist das 1969 in der heutigen Form fertiggestellte Wasserwerk mit neuer Trinkwasseraufbereitung sowie neuer Steuerungs- und Regelungstechnik, Belüftung und Elektronik ausgerüstet worden. In den drei Belüftertürmen wurden der Beton und die Rohrleitungen erneuert, außerdem ist die Filterhalle gedämmt worden und hat – ebenso wie die Belüftertürme – eine neue Fassade erhalten. „Die Arbeiten bei laufendem Betrieb waren eine echte Herausforderung – für die Beschäftigten ebenso wie für die Bauleute“, sagt Carsten Utke als Chef des Wasserwerks. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wir sind aber noch nicht ganz fertig.“ Einige Arbeiten rund um das Werk stehen noch aus. So werden bis 2025 in der Nähe des Wasserwerks liegende Abwasserleitungen ausgetauscht. Auf dem ebenfalls renovierders mit dem Auftrag, innovative Lösungen zu finden für Berlin und partnerschaftlich mit Brandenburg als Metropolregion. Ich bin davon überzeugt, dass Berlin großes Potenzial hat, Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu geben, sowohl aus sich selbst heraus als auch in Zusammenarbeit mit anderen. Es müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden für die Zukunft und konkrete Maßnahmen einen finanziellen Rahmen bekommen“, unterstrich Prof. Dr. Christoph Donner bei seiner Bestellung. Berliner Wasserbetriebe www.bwb.de 1992 bis 1997 Hydrogeologie an den Universitäten in Clausthal und Tübingen und promovierte 2000 am Dortmunder Institut für Wasserforschung. 2021 erhielt Donner eine Honorarprofessur der Universität Duisburg-Essen, wo er regelmäßig im Fachgebiet Bauingenieurwesen, Schwerpunkt Siedlungswasserwirtschaft, lehrt. In den vergangenen Jahren hatte Donner zudem verschiedene Leitungs- und Beratungsfunktionen in regionalen und nationalen Gremien, Aufsichtsräten und Verbänden inne. „Ich freue mich sehr, wieder für die Berliner Wasserbetriebe arbeiten zu dürfen – ganz besonBerliner Wasserbetriebe: Christoph Donner neuer Vorstandschef Der Aufsichtsrat der Berliner Wasserbetriebe hat Prof. Dr.-Ing. Christoph Donner am 4. Juli 2022 als neuen Vorstandvorsitzenden bestellt. Zu Jahresbeginn 2023 hat er den Spitzenjob bei Deutschlands größtem kommunalen Wasserver- und Abwasser- entsorgungsunternehmen von Finanzvorstand Frank Bruckmann übernommen, der die seit Mitte 2021 vakante Position übergangsweise wahrnahm. Donner wechselte von den Harzwasserwerken nach Berlin, ist bei den Berliner Wasserbetrieben jedoch kein Unbekannter. Bereits zwischen 2004 und 2009 war er im Unternehmen tätig, davon vier Jahre als Leiter der Unternehmensentwicklung sowie Leiter Nationale Beteiligung der Berlinwasser Holding. Zuletzt war er seit 2017 als technischer Geschäftsführer bei den Harzwasserwerken tätig. Zuvor leitete der 52-Jährige den Bereich Technik bei der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH. Der Wasserexperte studierte von Umfassend renoviert, liefert das Wasserwerk Tegel weiterhin beste Trinkwasserqualität. Quelle: Berliner Wasserbetriebe Prof. Dr. Christoph Donner ist neuer Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. Quelle: Berliner Wasserbetriebe/Jack Hoyer
9 1-2/2023 Projekte tet. Der Landkreis verbessere mit dem Widerruf auch seine Reaktionsmöglichkeiten bei infolge des Klimawandels zu erwartenden Nutzungskonflikten. Die Harzwasserwerke könnten notfalls kurzfristige Engpässe über ihr Verbundsystem mit anderen Wasserwerken kompensieren. Das Verwaltungsgericht folgte der Begründung der Harzwasserwerke. Nach dessen Auffassung sei der Tatbestand des § 18 Abs. 2 WHG nicht erfüllt, denn die festzustellende Unterschreitung der bewilligten Nutzung habe nicht – wie die Norm es verlangt – in drei konsekutiven Jahren einen erheblichen Umfang erreicht. Die Trinkwasserversorgung unterliege nachfragebedingten Schwankungen und sei somit auf die Vorratsbewirtschaftung angewiesen. Die zu betrachtende Differenz sei nicht diejenige zwischen dem bewilligten und dem tatsächlichen Förderumfang. Harzwasserwerke GmbH www.harzwasserwerke.de Mit dem angegriffenen Bescheid vom September 2021 widerrief der Landkreis Diepholz die Bewilligung im Umfang von 0,4 Mio. m³ Wasser jährlich. Zur Begründung verwies er im Wesentlichen darauf, dass nach § 18 Abs. 2 WHG eine Bewilligung widerrufen werden kann, wenn die Benutzung drei Jahre nicht ununterbrochen ausgeübt oder ihremUmfang nach erheblich unterschritten worden sei. Diese Voraussetzungen seien für die Jahre 2018, 2019 und 2020 erfüllt. Den Harzwasserwerken werde weiterhin ein Puffer zugestanden, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Auch im Trockenjahr 2018 habe die Fördermenge lediglich 17,47 Mio. m³ betragen, sodass unter Berücksichtigung des bewilligten Sicherheitszuschlags und der Reserve der Bedarf der Klägerin nicht höher als 19,6 Mio. m³ liegen könne. Mit der Aufhebung des nicht benötigten Förderrechts werde ein spürbarer Beitrag zur Schonung des Grundwasserkörpers geleisHarzwasserwerke GmbH: Richtungsweisendes Urteil für Trinkwasserversorger Die 4. Kammer des Verwaltungsgerichts Hannover hat mit Urteil vom 17. Januar 2023 (Az.: 4 A 6011/21) der Klage der Harzwasserwerke GmbH gegen einen vom Landkreis Diepholz ausgesprochenen teilweisen Widerruf einer wasserrechtlichen Bewilligung zur Förderung von Grundwasser für ein Wasserwerk stattgegeben. Die klagende Harzwasserwerke GmbH ist der größte Wasserversorger Niedersachsens und betreibt unter anderem das Wasserwerk Ristedt im Landkreis Diepholz. Dieser erteilte den Harzwasserwerken im Jahr 2010 die wasserrechtliche Bewilligung zur Förderung von 20 Mio. m³/a Grundwasser für die Trinkwasserversorgung. Hierbei wurde neben dem Grundbedarf von 17,1 Mio. m³ Wasser ein Volumen von weiteren 2,9 Mio. m³ als Sicherheits- und Trockenjahreszuschlag und Reserve bewilligt. In den Jahren 2010 bis 2017 förderte die Klägerin in Ristedt durchschnittlich 16,05 Mio. m³ Wasser. kaufmännischen Betriebsleiterin Janine Mentzen das kommunale Unternehmen. Wupperverband www.wupperverband.de Ingo Noppen. Er studierte an der Bergischen Universität Wuppertal Bauingenieurwesen und arbeitete anschließend zunächst zehn Jahre in der Privatwirtschaft. Im Jahr 2009 wechselte er zum Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf. Dort verantwortet er seit 2017 die technische Betriebsleitung und führt gemeinsam mit der Wupperverband: 32 Jahre imVerband – Georg Wulf geht in den Ruhestand Der Verbandsrat des Wupperverbandes hat einen neuen Vorstand gewählt. Ab 1. Juli 2023 übernimmt Dipl.-Ing. Ingo Noppen die Leitung des Verbandes. Er folgt damit auf Georg Wulf, dessen Amtszeit planmäßig endet. Georg Wulf ist seit 1991 im Wupperverband tätig. Seit Februar 2014 leitet er als Vorstand die Geschäfte des Verbandes, zuvor war er Leiter des Geschäftsbereichs Personal und Verwaltung und ständiger Vertreter des Vorstands. Im Jahr 2018 wurde Georg Wulf als Vorstand wiedergewählt. Nun geht er nach 32 Jahren Be- triebszugehörigkeit in den Ruhestand. Neuer Vorstand beim Wupperverband wird der 51-jährige Ingo Noppen wird neuer Vorstand des Wupperverbandes. Quelle: privat Das Wasserwerk Ristedt fördert Trinkwasser für den Landkreis Diepholz und die Hansestadt Bremen. Quelle: Harzwasserwerke
10 www.umweltwirtschaft.com Mit der Bevölkerung der Metropolregion wächst der Bedarf an Trinkwasser. Zugleich verringern sich die Zuflüsse aus Spree und Havel nach Berlin. Zudem erfordern die Folgen des Strukturwandels in der Lausitz (Einzugsgebiet der Spree) ein kluges Management der Wasserressourcen. wwt befragt Frau Dr. Birgit Fritz-Taute, Leiterin der Abteilung Integrativer Umweltschutz bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in Berlin, zu den wasserwirtschaftlichen Herausforderungen für die Metropolregion und den Umgang damit. wwt: Für Berlin wird bis 2050 weiteres Bevölkerungswachstum prognostiziert. Die Initia- tive Wasserversorgung Metropolregion Berlin-Brandenburg ermittelte einen Mehrbedarf von 50 Mio. m3 Trinkwasser. Grundwasserstände sinken. Die Spree erhält weniger Wasser aus der Lausitz. Ein Schreckensszenario für die nächsten Jahre? Fritz-Taute: Kein Schreckensszenario, aber die Herausforderungen sind durchaus groß. Zusammenfassend kann man sagen: Je geringer die Zuflüsse sowie die Grundwasserneubildung und je höher die Wasserentnahmen, desto größer werden diese Herausforderungen. Es gibt aber ein großes Spektrum an Maßnahmen. Die wasserwirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft können bewältigt werden, allerdings nur, wenn wir bereits jetzt handeln und geeignete Maßnahmen ergreifen. Dazu sind erhebliche Investitionen erforderlich. wwt: Vor welchen Herausforderungen steht die Region und wie ist Berlin darauf vorbereitet? Fritz-Taute: Im Rahmen der Aufstellung des Masterplans Wasser wurden Szenarien gerechnet, um herauszufinden, wie sich die Folgen des Klimawandels, die Folgen des Strukturwandels in der Lausitz und die Folgen des hohen Bevölkerungswachstums in der Metropolregion auf die Berliner Wasserwirtschaft auswirken. Im Ergebnis gibt es drei maßgebliche Herausforderungen, die wir intensiv angehen müssen: Erstens ist in einem Teilbereich des Berliner Gewässersystems – an der Berliner Oberhavel – bereits heute die Wasserbilanz in länger andauernden Trockenphasen nicht ausgeglichen. Das heißt, es wird in langen Trockenphasen an der Oberhavel mehr Wasser entnommen als zugeführt. Die Situation verschärft sich mit geringeren Zuflüssen und wachsenden Trinkwasserbedarfen. Bereits in den letzten Trockenjahren waren Wasserstandabfälle der Oberhavel zu verzeichnen. Zweitens: Die Reduzierung des Dargebots aus Havel und Spree stellt – in Verbindung mit zunehmenden Trinkwasserbedarf und damit auch mehr Abwassereinleitungen in die Berliner Gewässer – eine große Herausforderung für die Wasserqualität dar. Werden die Zuflüsse von außen geringer, verstärkt sich die „Kreislaufnutzung“. Das bedeutet: Die hohen Wasserentnahmen für die Trinkwasserversorgung werden über die Klärwerke in Form von gereinigtem Abwasser wieder in das Gewässersystem zurückgeleitet. So geht dem System in der Bilanz kein Wasser verloren, was in Wassermangelzeiten zunächst ein positiver Aspekt ist. Es sind aber hohe Anforderungen an die Wasserqualität damit verbunden, denn Berlin gewinnt einen großen Teil seines Trinkwassers indirekt aus Oberflächenwasser, über die Uferfiltration und die künstliche Grundwasseranreicherung. Drittens: In einigen Einzugsgebieten der Wasserwerke ist bereits heute das Grundwasserdargebot ausgeschöpft. Betrachtet man alle Wasserwerke zusammen, ist der Puffer schon jetzt sehr gering. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, enthält der Masterplan Wasser eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen und Handlungsoptionen, um die Resilienz der Wasserwirtschaft zu erhöhen. Um dem sich verschärfenden „Mengenproblem“ zu begegnen, müssen neue Wasserressourcen erschlossen werden. Hierzu wird derzeit die Wiederinbetriebnahme ehemaliger Wasserwerksstandorte geprüft und vorbereitet. Zugleich müssen Maßnahmen zur Minderung der hohen Inanspruchnahme der Grundwasserressourcen und zur Erhöhung der Grundwasserneubildung ergriffen werden, die in einer stark versiegelten Wasserszene ImGespräch mit Dr. Birgit Fritz-Taute Herausforderungen, die wir intensiv angehen müssen Im September 2022 wurde der erste Bericht zum Berliner Masterplan Wasser veröffentlicht. Er beschreibt eine Zukunftsstrategie für die Berliner Wasserwirtschaft, um im Klimawandel mittel- und langfristig eine stabile Wasserversorgung zu sichern. Die Reduzierung des Wasserdargebots aus Havel und Spree stellt in Trockenzeiten eine große Herausforderung für die Wasserqualität dar. Quelle: IMAGO / Christian Offenberg
11 1-2/2023 vor allem auch an seiner Umsetzung messen lassen. Viele der identifizierten Maßnahmen sind planungs- und abstimmungsintensiv und bedürfen zum Teil erheblicher Investitionen. Diese Ressourcen müssen bereitgestellt werden, und da ist vor allem auch der Haushaltsgesetzgeber gefragt, hier die richtigen Weichen zu stellen, aber auch langfristig die Umsetzung zu sichern. Aber wie bereits angeführt, gab es auch schon vor dem Masterplan strategische Entscheidungen zu gebotenen Maßnahmen, um den Ressourcenschutz zu verbessern. So ist die Nachrüstung der Klärwerke mit weiteren Reinigungsstufen bereits gesetzt und konkret in Umsetzung. wwt: Welche Entscheidungen müssen am dringlichsten getroffen werden? Fritz-Taute: Entscheidungen von besonders hoher Dinglichkeit, wie der Entschluss, die Klärwerke weiter zu ertüchtigen, sind bereits getroffen. Auch die Reaktivierung stillgelegter Wasserwerke wird derzeit intensiv geprüft. Diese Maßnahmen haben eine große Wirksamkeit. Wir brauchen aber darüber hinaus auch die vielen bereits geschilderten flankierenden Maßnahmen, die nicht einzeln, aber kumulativ eine hohe Wirkung entfalten. Diese Maßnahmen müssen langfristig umgesetzt werden. Dafür bedarf es auch einer langfristigen Bereitstellung erforderlicher Ressourcen. InvestitionsentStadt wie Berlin deutlich vermindert ist. Zum Beispiel durch die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, mit der die Grundwasserneubildung gezielt gefördert werden kann. Wir müssen aber auch untersuchen, ob noch mehr Oberflächenwasser für die Trinkwasserversorgung genutzt werden kann, um weniger Grundwasser zu beanspruchen. Auch eine Fernwasserversorgung wird für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Daher prüfen wir gemeinsam mit Brandenburg eine derartige Option im Rahmen von langfristigen Planszenarien. Zugleich ist eine Verbundsteuerung der Wasserversorger der Hauptstadtregion in Prüfung. Und nicht zuletzt starten wir auch, gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben, mit der Erarbeitung einer Strategie für einen sparsamen Umgang mit Wasser, denn die prognostizierten Nachfragesteigerungen müssen wir nicht als gegeben hinnehmen. Neben dem „Mengenproblem“ widmen wir uns verstärkt einer Verbesserung der Wasserqualität, und das schon seit einigen Jahren. Aufgrund der immer stärkeren Kreislaufnutzung sind erhebliche Investitionen in die Ertüchtigung der Abwasserinfrastrukturen geboten. Die Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe werden sukzessive mit weiteren Reinigungsstufen zur Entfernung von Nähr- und Spurenstoffen aufgerüstet. Das Mischwassersanierungsprogramm muss in Schwerpunktgebieten fortgeführt und die Umsetzung eines Programms zur Regenwasserbehandlung im Trennsystem forciert werden. Und nicht zuletzt muss die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung deutlich ausgeweitet werden. Zugleich intensivieren wir unsere Zusammenarbeit in den Einzugsgebebieten von Spree und Havel, um das überregionale Wasserressourcenmanagement zu verbessern. Es ist also eine große gemeinsame Kraftanstrengung erforderlich. Wenn es gelingt, diese zu meistern, ist Berlin gut vorbereitet, um auch langanhaltende Trockenphasen zu meistern. wwt: Seit mehreren Jahren wird der Masterplan Wasser entwickelt. Wie ist der aktuelle Stand? Fritz-Taute: Den ersten Bericht zum Masterplan Wasser haben wir am 20. September 2022 dem Senat vorgelegt. Nun gilt es, die Umsetzung der identifizierten prioritären Maßnahmen mit Nachdruck voranzutreiben. Zugleich sind die im Masterplan dargestellten Grundlagenarbeiten fortzuführen und zu vertiefen. Dazu zählen unter anderem vertiefte Analysen zu mengen- und qualitätsbezogenen Anforderungen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung, des Gewässerschutzes und weiterer Nutzungen und Schutzansprüche sowie zur Ermittlung von konkreten Maßnahmenpotenzialen. Teilweise betreten wir hier auch Neuland in der Anwendung von Modellwerkzeugen. Die weitere Arbeit am Masterplan Wasser erfordert umfangreiche Abstimmungs- und Beteiligungsprozesse. Zudem möchten wir auch die Öffentlichkeit in die Fortschreibung und Umsetzung des Masterplans einbeziehen. Er ist somit kein statisches Planwerk und wird daher einer fortlaufenden Evaluierung und Anpassung an neue Erkenntnisse unterliegen. wwt: Wie zufrieden sind Sie mit den erreichten Ergebnissen? Was sind die Stolpersteine? Fritz-Taute: Die Verabschiedung des ersten Berichts zum Masterplan Wasser war ein wichtiger Meilenstein für uns. Er bildet den Orientierungsrahmen für den weiteren Prozess. Da wir nicht alles sofort gleichermaßen intensiv angehen können, werden wir uns Prioritäten für die nächsten 2 – 3 Jahre setzen müssen. Wenngleich der Masterplan wie beschrieben als dynamischer Prozess angelegt ist, es also Fortschreibungen des ersten Berichts geben wird, müssen wir uns Interview Bild 2 Bis 2050 erwartet Berlin einen Zuwachs von bis zu 600.000 Einwohnern. Das hat einen Mehrbedarf von 40–50 Mio. m3 Trinkwasser zur Folge, der aus den aktuell verfügbaren Ressourcen nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Quelle: Berliner Wasserbetriebe
12 www.umweltwirtschaft.com Wasserszene scheidungen für derartige Maßnahmen müssen also gegenwärtig, aber auch in der Zukunft weiterhin getroffen werden, denn die Umsetzung wird uns die nächsten Jahrzehnte begleiten. wwt: Zum Schutz der Grundwasserreserven könnte der Wasserverbrauch reduziert werden. Ist das möglich und wie lässt sich das umsetzen? Fritz-Taute: Die Herausforderungen der Zukunft sollten in der Tat nicht allein durch Infrastrukturmaßnahmen gelöst werden. Neben Investitionen sind auch Maßnahmen erforderlich, um dem prognostizierten Anstieg des Trinkwasserbedarfs im Rahmen einer Wassersparstrategie entgegenzuwirken und die Spitzenbedarfe zu senken. Wir verfolgen gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben das Ziel, durch gezielte Kampagnen und Initiativen einen sparsamen Umgang mit Wasser, vor allem mit Trinkwasser, kurz-, mittel- und langfristig zu fördern. Die Berliner Wasserbetriebe haben bereits begonnen und schon 2022 eine erste Öffentlichkeitskampagne gestartet. Es geht hierbei vor allem um Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für das Thema. Der höchste Wasserbedarf fällt auf die Nutzergruppe der Haushalte, gefolgt von Industrie und Gewerbe sowie sonstige Nutzer wie öffentliche Einrichtungen, Behörden, Kultur und öffentliche Betriebe. Wir appellieren an alle Wassernutzer sich zunehmend einem sparsamen Umgang mit Wasser zu widmen. Eine besondere Sorgfalt im Umgang mit Trinkwasser ist in heißen Sommerperioden geboten. Da steigen die Bedarfe enorm an und stellen die Berliner Wasserbetriebe vor besondere Herausforderungen: die Gartenbewässerung sollte zu diesen Zeiten besonders verantwortungsvoll und bedarfsgerecht vorgenommen werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es geht nicht um Nutzungseinschränkungen, sondern in erster Linie um einen sorgsameren Umgang mit Trinkwasser. wwt: Eine Antwort sucht die Stadt im Schwammstadtkonzept. Mehr entsiegeln, versickern statt ableiten, mehr Platz für Grünes, um den regionalen Wasserkreislauf zu stützen. Passiert nicht das Gegenteil? Fritz-Taute: Das Land Berlin hat seine Aktivitäten im Bereich der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung deutlich intensiviert und entsprechende Regelungen erlassen. Die Einleitung von Regenwasser in Kanäle und Gewässer von Neubau- und Konversionsflächen ist seit Anfang 2018 durch die Senatsverwaltung stark eingeschränkt. Demnach muss Regenwasser vollständig auf dem Grundstück bewirtschaftet werden, eine Ableitung wird nur in begründeten Ausnahmefällen und mit stark begrenztem Drosselabfluss zugelassen. Die Umsetzung einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung ist in der Entwicklung der neuen Stadtquartiere als ein wesentliches Ziel für eine klimaangepasste, nachhaltige Quartiersentwicklung nunmehr fest verankert. Das im August 2019 gestartete Programm „GründachPLUS“ bildet hierbei ein wichtiges Element. Im Jahr 2018 wurde die Berliner Regenwasseragentur als gemeinsame Initiative des Landes Berlin und der Berliner Wasserbetriebe gegründet. Sie soll das Land bei der Bewältigung der breitgefächerten Aufgaben der Regenwasserbewirtschaftung durch umfassende Informations- und Beratungsangebote unterstützen. Damit sind wichtige Meilensteile erreicht worden. Erfreulich ist, dass sich bei Neubauvorhaben die Verankerung des Themas nach anfänglichen Schwierigkeiten nahezu durchgehend etabliert hat. Die gebotene Umsetzung von Maßnahmen zur Abkopplung im Bestand erfolgt jedoch nach wie vor nicht im erforderlichen Maße und muss durch zusätzliche Aktivitäten beschleunigt werden, auch in den Außenbezirken. Hier müssen wir besser werden und die erforderlichen Rahmenbedingungen für mehr Umsetzungsprojekte schaffen. wwt: Wachstum in Ballungszentren auf der einen Seite und begrenzte natürliche Ressourcen beim Trinkwasser auf der anderen. Ist dies längerfristig nur auf Kosten anderer Regionen zu erreichen? Sehen Sie Grenzen des Wachstums? Fritz-Taute: Nein, aktuell nicht. Der Masterplan Wasser zeigt die Konfliktpotenziale sehr deutlich, bietet aber auch Lösungen an, gegenläufige Entwicklungen von Nachfrage und Angebot abzufedern. Die Frage ist also, wie konsequent wir die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen angehen. Und dabei meine ich alle: die technischen, regulativen und kommunikativen Maßnahmen sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit. Andererseits müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass es in der Prognose der Herausforderungen Unsicherheiten gibt. Wie sich der Wasserhaushalt in den Einzugsgebieten von Spree und Havel einschließlich der Grundwasserneubildung im Berliner Raum in Zeiten des Klimawandels entwickeln wird, kann noch nicht abschließend bewertet werden. Hier müssen wir in Szenarien denken und eher vom ungünstigen Fall ausgehen. Egal welche Entwicklungen auf Berlin zukommen, wir sollten vorbereitet sein. Das Gespräch führte Nico Andritschke. Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz www.senumvk.berlin.de Bild 3 Das am Müggelsee gelegene Wasserwerk Friedrichshagen versorgt mit bis zu 230.000 m3/d den Ostteil Berlins mit Trinkwasser und ist eines von drei Schwerpunktwerken. Quelle: Andritschke
13 1-2/2023 Energieeffizienz Für die genannten extrem weit verteilten Einsatzparameter sowie die mannigfaltigen Anwendungen mit unterschiedlichsten Anforderungen hat sich eine Vielzahl von verschiedenen Pumpenbauarten etabliert. Jede für sich weist einen optimalen Anwendungsbereich auf, in dem ein bestmögliches Betriebsverhalten und ein maximal möglicher Wirkungsgrad erreicht wird. Bei vergleichsweise problemlosen Medien sind dabei Wirkungsgrade von deutlich mehr als 90 % durchaus verbreitet, insbesondere für große Maschinen mit Schnellläufigkeiten zwischen ca. 30 < nq < 50 upm. Für problematische Medien sind beispielsweise bei Verstopfungsgefahr spezielle LaufräPumpen, Verdichter und Gebläse sorgen in vielen Anlagen und Prozessen in nahezu allen Lebensbereichen für eine zuverlässige Förderung von gasförmigen, flüssigen und sogar feststoffbeladenen Medien. Weil sie den Fördermedien Energie zuführen, werden diese Maschinen auch als Arbeitsmaschinen bezeichnet. Die Leistungen von Arbeitsmaschinen reichen von wenigen Watt, z. B. in Haushaltsmaschinen, bis zu mehreren hundert Megawatt pro Maschine im Kraftwerksbereich. Auch hinsichtlich der Fördermedien reicht das Spektrum von gas- und feststoffbeladenen Flüssigkeiten über Gemische bis zu zähen Medien und Schlämmen, z. B. im Abwasserbereich. Genauso breit ist der Anwendungsbereich hinsichtlich Fördermenge und -höhe und reicht von wenigen Millilitern pro Sekunde bis zu mehreren hundert Kubikmetern pro Sekunde sowie von wenigen Zentimetern bis zu mehreren tausend Metern. Die spezifische Drehzahl nq von hydraulischen Maschinen vereint die Fördermenge, -höhe und Drehzahl der Maschine zu einer aussagekräftigen Entwurfskennzahl. Sie reicht für Verdrängermaschinen von 0,005 bis ca. 10 upm und für Strömungsmaschinen für Flüssigkeiten von 10 bis ca. 300 upm. Noch größere spezifische Schnellläufigkeiten sind den Gebläsen zur Förderung von Gasen vorbehalten. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Peter Meusburger Pumpen energieeffizient eingesetzt Pumpen, Gebläse und Verdichter werden für eine Vielzahl von Aufgaben in verschiedensten Anwendungen eingesetzt. Da die Maschinen einen nennenswerten Anteil an elektrischer Energie verbrauchen, ist ein energieeffizienter Einsatz von entscheidender Bedeutung. Bild 1 Stromverbrauch der EU-27 nach Sektoren Quelle: Kearney/Statista 2022 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2005 2010 2015 2020 Stromverbrauch in Terawattstunden 289 763,5 804,4 1.156,1 75,9 304,7 866,9 899,3 1.237,3 80,9 311,5 956,1 1.010,1 1.298,5 78,4 318,4 1.045,3 1.120,9 1.359,6 76 Energiewirtschaft Gewerbe Haushalte Industrie Verkehr
14 www.umweltwirtschaft.com Special: Pumpen veränderlichen Betriebspunkten und damit unter Umständen zu länger andauerndem Betrieb abseits des Optimums. Wann immer mit stark veränderlichen Betriebsverhältnissen gerechnet werden muss, ist die gewählte Regelungsart der Maschinen von entscheidender Bedeutung für den Energiebedarf, das Betriebsverhalten sowie die Lebensdauer der Maschinen und somit für die gesamte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Insbesondere bei hohen Leistungen und hoher jährlicher Einsatzzeit wird die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zunehmend von den Energiekosten, denen in der gegenwärtigen energiepolitischen Situation besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, bestimmt. Welche Regelungsart für den jeweiligen Anwendungsfall am besten geeignet ist, wird von der Ausführung der hydraulischen Anlage bestimmt und lässt sich daher nicht allgemein beantworten. Generell lässt sich aber eine Einteilung anhand des Verhältnisses von statischer und dynamischer Förderhöhe einer Anlage – also anhand des Verhältnisses von Höhendifferenz zwischen den Behältern zu den Verlusten in der Leitungsführung – treffen. Je geringer die statische Förderhöhe ist, desto größer sind die Vorteile der Drehzahlregelung. Je größer die statische Förderhöhe ist, desto eher sind Kaskaden in Serien- oder Parallelschaltung oder eine Drosselung sinnvoll. Auch Bypass-Regelungen sind insbesondere dann möglich und energetisch sinnvoll, wenn die Strömungsenergie der Bypassleitung zum Beispiel durch eine Rekuperationsturbine im sogenannten „hydraulischen Kurzschluss“ zurückgewonnen werden kann. Eine besondere Stellung innerhalb der verschiedenen Regelungsmöglichkeiten kommt der Drehzahlregelung von hydraulischen Strömungsmaschinen zu, die insbesondere bei geschlossenen hydraulischen Kreislaufsystemen – also bei Systemen ohne statischen Höhenunterschied – besonders energieeffizient und maschinenschonend ist. Dieser Umstand entsteht einerseits aus der Tatsache, dass die erforderliche Leistung einer hydraulischen Maschine mit der dritten Potenz der Drehzahl sinkt, und andererseits, dass die hydraulischen Drehzahl-Ähnlichkeitsgesetze durch Parabeln im Maschinenkennfeld dargestellt werden können, die mit den parabelförmigen Anlagenkennlinien deckungsgleich sind. Da- raus ergibt sich, dass der hydraulische BeEnergieeffizienz sichergestellt wäre. Auch für die mechanische Belastung der Struktur und die Beanspruchung der Wellendichtungen sowie für das Kavitationsverhalten ergeben sich im Bereich des Bestpunktes normalerweise deutlich günstigere Bedingungen als im Off-Design-Bereich, wo sowohl in Teil- als auch in Überlast mit signifikant höheren Kräften und auch mit einem deutlich höheren Schwingungsniveau zu rechnen ist. Die Maschinenschwingungen sind dabei im Allgemeinen stochastisch verteilt und auf Strömungsablösungen und unter Umständen auch auf das Auftreten von Kavitation vor allem im Laufrad zurückzuführen. Die höhere Belastung im Off- Design-Betrieb führt daher normalerweise zu einem höheren Instandhaltungsaufwand und in weiterer Folge vielfach auch zu einer stark verminderten Nutzungsdauer. Dabei ist allerdings anzumerken, dass konstante Betriebsverhältnisse hydraulischer Maschinen die Ausnahme der Anwendungsfälle bilden. In einer Vielzahl der Anwendungsfälle sind prozessbedingt veränderliche Fördermengen zu bewältigen, die ihrerseits quadratisch in die hydraulischen Druckverluste einfließen und so zu mehr oder weniger stark schwankenden Betriebspunkten der Maschine führen. Auch die veränderliche Zulauf- oder Förderhöhe beim Entleeren oder Füllen von offenen und geschlossenen Behältern führt durch Veränderung der statischen Förderhöhe zu der mit großem Kugeldurchgang und Frei- stromlaufräder verfügbar, deren Spitzenwirkungsgrade jedoch deutlich absinken. Freistromräder erreichen zum Beispiel nur einen vergleichsweise geringen Spitzenwirkungsgrad von ca. 55 %. Den Stromverbrauch der 27 EU-Staaten aufgeteilt nach verschiedenen Sektoren zeigt Bild 1. Industrie und Energiewirtschaft weisen gemeinsam einen Anteil von ca. 40 % auf. Gemäß der Untersuchung des Fraunhofer Instituts /1/ werden in der chemischen Industrie ca. 33 % der benötigten elektrischen Energie für den Betrieb von Pumpen und Gebläsen aufgewendet. Damit ergibt sich EU-weit für den Betrieb von Pumpen, Verdichtern und Gebläsen ein Bedarf von ca. 12–13 % der gesamten Strommenge. Die Bedeutung dieser Maschinen für den Verbrauch elektrischer Energie kann also durchaus als relevant bezeichnet werden. Insbesondere für einen effizienten Einsatz ist das Zusammenspiel von Maschine und Anlage zu beachten, denn die Anforderungen des Prozesses und das Betriebsverhalten der Anlage bestimmen den betrieblichen Einsatz der Fördermaschine. Regelung und energetischer Vergleich Ein fixer Betriebspunkt wäre ideal für die Maschinen. Diese könnten dann in ihrem Bestpunkt mit hohem Wirkungsgrad ausgelegt werden, wodurch die maximale 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 120 Fördermenge Q [m3/s] Förderhöhe H [m] Anlagenkennlinie PU-Kennlinie PU-Wirkungsgrad PU-Kennlinie n1 Hilfsparabel Bild 2 Drehzahlregelung bei geschlossenen hydraulischen Systemen Quelle: TU Graz
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