Altreifen…
…sollen weiter rollen
Das Land Berlin verfolgt dabei eine Zero-Waste Strategie, wonach die Wiederverwendung und das Recycling von Stoffströmen ausgebaut werden sollen, um ökologische Stoffkreisläufe zu schließen. Innerhalb der von der Berliner Senatsumweltverwaltung aufgebauten Re-Use-Initiative soll der Einsatz von runderneuerten Reifen in Berlin forciert werden.
Dieses Ziel verfolgt auch der bvse-Fachverband Recycling von Reifen und Gummi. Der Verband setzt sich dafür ein, dass Altreifen gemäß der Abfallhierarchie verwendet werden. Die Runderneuerung von Reifen als Voraussetzung für die Wiederverwendung hat noch viel Potenzial. Von den im Jahr 2020 angefallenen 571.000 Tonnen Altreifen sind nämlich nur 33.000 Tonnen oder 831.000 Altreifen runderneuert worden..
Das ökologische Potenzial der Runderneuerung von Lkw-Reifen kann aus Sicht nicht hoch genug eingestuft werden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Einsparung von Abfällen, CO2-Emissionen und Materialeinsatz im Vergleich zur Produktion von Neureifen.
Als Maßnahme der Wiederverwendung und Verlängerung der Lebensdauer können über eine Runderneuerung von Lkw-Reifen ca. 70 % der Materialmengen eingespart werden. Pro 5 Tonnen Materialeinsparung (ca. 100 Reifen) werden damit etwa 6 Tonnen CO2 weniger freigesetzt.
Insgesamt benötigt die Produktion eines hochwertigen runderneuerten Reifens nur 30 % des Rohöls und 70 % weniger Energie, sodass sich bis zu 80 % geringere CO2- und andere Kohlenstoffemissionen ergeben. Bei diesen ökologischen Vorteilen ist jedoch entscheidend, dass die runderneuerten Reifen mit Neureifen in Sachen Rollwiderstand und Kraftstoffverbrauch vergleichbar sind – das ist bei den vorherrschenden Prozessen und Technologien in der Regel bei Lkw- und auch Pkw-Reifen gegeben. Bisher gehen jedoch nur rund 25 % der Lkw-Reifen in die Wiederverwendung bzw. Runderneuerung.
In Berlin finden runderneuerte Reifen bereits umfangreich Verwendung, u. a. durch die Berliner Stadtreinigung BSR und die Berliner Verkehrsbetriebe BVG. In Erfahrungsberichten schilderten Expert:innen von BSR und BVG, dass dort bereits zahlreiche Fahrzeuge, das sind insbesondere Müllfahrzeuge und Busse, runderneuerte Reifen erfolgreich nutzen und damit positive Erfahrungen sowohl wirtschaftlich im Sinne von Kosteneinsparungen als auch mit dem Fahrverhalten der runderneuerten Reifen gemacht haben. Dabei wurden keine Nachteile gegenüber Neureifen festgestellt, vielmehr konnten die Laufleistungen der Reifen teilweise sogar erhöht werden.
Der Einsatz von runderneuerten Reifen erhält die Karkassen, die dabei ein zweites oder vielleicht sogar drittes Leben erfahren. Das bedeutet durch die Runderneuerung eine beachtliche Ressourceneinsparung, hier insbesondere von Naturkautschuk, Synthesekautschuken, Rußen und allen weiteren Reifenbestandteilen.
Derzeit werden große Anteile dieser Lkw-Reifen verbrannt und damit Ressourcen vernichtet. Jetzt wird erörtert, ob eine Altreifenverordnung einen wichtigen Beitrag dazu leisten könnte, rechtliche Sicherheit in der Wiederverwendung und im stofflichen Recycling von Lkw-Reifen zu bewirken. Die Neuordnung der Reifenverwertung kann über eine stoffstromspezifische Regelung oder aber über die Novellierung der Altfahrzeugverordnung erreicht werden. In jedem Fall sind relevante Umweltentlastungspotenziale zu erschließen und eine Kreislaufführung von Altreifen zu stärken und konsequent auszubauen