COP27
Keine Klimarettung ohne Ressourcenwende

21.11.2022 UN-Wissenschaftler haben bei einem Side Event des Bundesumweltministeriums und des Weltressourcenrates (International Resource Panel, IRP) in Sharm El-Sheikh auf Bedeutung einer nachhaltigen Ressourcennutzung für die Lösung der planetaren Dreifachkrise aufmerksam gemacht. Ohne Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft seien die Klimaziele nicht zu erreichen.

Ohne Kreislaufwirtschaft kann es keinen Klimaschutz geben, sagen Wissenschaftler der UN.
© Foto: imago images/agrarmotive
Ohne Kreislaufwirtschaft kann es keinen Klimaschutz geben, sagen Wissenschaftler der UN.

Erstmalig kamen bei dem COP27 Side Event Wissenschaftler des Weltklimarates (IPCC), des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) und des Weltressourcenrates (IRP) zusammen, um über Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zu sprechen. Die Veranstaltung fand am „Tag der Lösungen“ auf der Weltklimakonferenz (COP27) im ägyptischen Sharm El-Sheikh statt.

„Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist einer der Schlüssel zur Lösung der drei existentiellen Krisen, die wir Menschen verursacht haben, Klimakrise, Verschmutzungskrise und die Krise des Artensterbens“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die die Veranstaltung gemeinsam mit dem kolumbianischen Vizeminister Francisco Canal eröffnet hatte.

„Bedeutung der Kreislaufwirtschaft ist bislang unterschätzt worden“

„Die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen der Vereinten Nationen muss fortgesetzt werden, denn der Blick auf Ressourcen und Kreislaufwirtschaft ist in seiner Bedeutung bisher unterschätzt worden“, so Lemke weiter. „Nur gemeinsam können wir die globalen Herausforderungen bewältigen, die das Leben auf unserem Planeten und das Überleben der Menschheit akut gefährden. Deutschland steht hier auch in Zukunft als verlässlicher Partner bereit.“

Nach Berechnungen des Weltressourcenrates sind rund die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen sowie 90 Prozent des Biodiversitätsverlusts und der Wasserknappheit auf die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen.

Nur eine effektive Kreislaufwirtschaft schützt das Klima

Die Erkenntnis, dass nur ein nachhaltiger Umgang mit den planetaren Ressourcen und eine effektive Kreislaufwirtschaft das Klima schützt, hatten die G7-Staaten unter deutschem Vorsitz bereits im Mai dieses Jahres in der „Berlin Roadmap“ festgehalten. Dies war jetzt auch Grundlage der Veranstaltung „Beyond decarbonization: Tackling the triple planetary crisis through resource efficiency and circular economy“ am deutschen Pavillon bei der Weltklimakonferenz.

Gemeinsam diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der drei Räte der Vereinten Nationen, wie Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft zur Bekämpfung der planetaren Dreifachkrise aus Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Verschmutzung beitragen können. Dabei warben Izabella Teixeira (IRP), Janez Potocnik (ebenfalls IRP), Jim Skea (IPCC) und Josef Settele (IPBES) unter anderem dafür, Kreislaufwirtschaftslösungen stärker in Klima- und Biodiversitätspolitik zu integrieren. Bisher sei das Klimaschutzpotential der Kreislaufwirtschaft bei weitem noch nicht ausgenutzt. Das weltweite Wirtschaftswachstum müsse vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden.

Bei einer einmaligen Zusammenkunft der Wissenschaftler soll es nicht bleiben

In ihrem Schlusswort beim Side Event im Deutschen Pavillon hob Bundesumweltministerin Lemke die herausragende Bedeutung der Wissenschaft für die politische Arbeit hervor: „Deutschland wird sich im Kreis der G7 und darüber hinaus dafür einsetzen, dass es nicht bei der einmaligen Zusammenkunft der beteiligten UN-Institutionen bleibt. Wenn die Veranstaltung am deutschen COP-Pavillon zu einer regelmäßigen und engen Zusammenarbeit führen würde, wäre das ein nachhaltiger Gewinn für das Weltklima.“

Moderiert wurde die Diskussion von Giovanna Valverde Stark, Botschafterin Costa Ricas in Kenia und Co-Vorsitzende des 10 Year Framework of Programmes on Sustainable Consumption and Production (10YFP). Sie wies dabei auch auf die kürzlich veröffentlichte Globale Strategie zu Nachhaltigem Konsum und Produktion hin, die viele der diskutierten Themen aufgreife.

Lemke: Ergebnis der COP27 bleibt hinter dem Notwendigen zurück

Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeigte sich enttäuscht von der Weltklimakonferenz. „Das Ergebnis der COP27 insgesamt bleibt hinter dem Notwendigen zurück. Das ist extrem bitter“, sagte Lemke. Dass sich die Staatengemeinschaft auf die Einrichtung eines Fonds für den Ausgleich von klimabedingten Schäden in den ärmsten und verletzlichsten Ländern geeinigt habe, sei hingegen ein wichtiger Schritt, um die Folgen der Klimakrise in Zukunft besser bewältigen zu können.

„Eine Botschaft ist auf der 27. Weltklimakonferenz angekommen: Klimaschutz ist auf den Schutz der Natur und auf intakte Ökosysteme angewiesen. Es ist trotz der insgesamt schwierigen Verhandlungen sehr erfreulich, dass Nature-based Solutions und Natürlicher Klimaschutz wichtige Themen auf der COP27 waren und Eingang in die Abschlusserklärung gefunden haben. Das gibt mir Rückenwind für die Weltnaturkonferenz im Dezember in Montréal. In Sharm EL-Sheikh haben wir darüber gesprochen, wie wir unsere Ökosysteme intakt halten, damit sie uns vor Sturmfluten, Starkregen, Hitze und Dürre schützen und uns helfen, beim Klimaschutz voranzukommen. Dabei hat sich auf der COP27 die Erkenntnis durchgesetzt, dass die drei existentiellen Krisen unserer Zeit - Klimakrise, Verschmutzungskrise und die Krise des Artenaussterbens - zusammenhängen und nur gemeinsam gelöst werden können“, so Lemke.

stats