DBU
Geräte selbst reparieren

25.08.2022 Drei junge Unternehmen im Green Start-up Förderprogramm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zeigen, wie eine Reduzierung von Abfällen und eine Reststoffverwertung im Sinne einer umfassenden Kreislaufwirtschaft – einer Circular Economy – funktionieren kann.

Im Fall der Fälle repariert die Hausfrau selber: Umweltfreundliche Haushaltsgeräte.
© Foto: OpenFunk
Im Fall der Fälle repariert die Hausfrau selber: Umweltfreundliche Haushaltsgeräte.

Die Start-ups Open Funk aus Berlin und Invisible Foods aus den Haag (Niederlande) arbeiten an Lösungen zur Vermeidung von Elektro- und Lebensmittelabfällen, Hermetia Tech aus Aachen entwickelt ein nachhaltiges System zur stofflichen Verwertung organischer Reste aus der Lebensmittelverarbeitung. Alle drei Green Start-ups werden nun zwei Jahre finanziell und fachlich von der DBU unterstützt.

„Für eine sozial und ökologisch nachhaltige Gesellschaft können wir mit Rohstoffen nicht so sorglos umgehen wie bisher“, sagt Fabian Vorländer, Koordinator des Green Start-up Programms der DBU. „Wir brauchen ein umfassendes Kreislaufdenken von der Produktentwicklung und Materialauswahl über die Reparier- und Modernisierungsfähigkeit von Waren bis zum Wiederverwenden und Recyceln. Viele Start-ups in unserer Förderung sind mit innovativen Ideen für eine solche Circular Economy wesentlicher Antrieb für gesellschaftliche Entwicklungen in diese Richtung.“

Dazu gehört das Berliner Start-up Open Funk, das an materialeffizienten und einfach zu reparierenden Elektrogeräten arbeitet. „Unser erstes Produkt ist ein Küchenmixer, der mit gewöhnlichen Einmachgläsern benutzt wird“, sagt Paul Anca, einer der beiden Gründer. Die einzelnen Komponenten des Mixers seien nicht verklebt, könnten selbst ausgetauscht werden. Außerdem achte Open Funk auch bei der Produktion auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit. „Wir verwenden für die Herstellung recyceltes Plastik und Werkstoffe aus der Region. Die Montage erfolgt in Sozialbetrieben in Berlin“, so Anca. Ziel sei es, einen Markt für nachhaltige, sozial hergestellte und langlebige Elektrogeräte zu schaffen, um der Industrie ein gutes Beispiel für Produktverantwortung zu liefern. Die Vision von Open Funk: „Eine Welt zu schaffen, in der Elektrogeräte lokal produziert und repariert werden und für immer im Kreislauf bleiben“, sagt Anca.

Statt Elektroschrott will das Start-up Invisible Foods aus Den Haag Obst- und Gemüseabfälle reduzieren und entwickelt ein ganzes Paket innovativer Lösungen für Händlerinnen, Erzeuger und Verarbeitungsindustrie. Laut Umweltbundesamt werden jedes Jahr weltweit ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. „Das entspricht auch etwa 30 Prozent der globalen Anbaufläche“, sagt Helena Gebhart von Invisible Foods. Ursache seien häufig Fehlplanungen bei der Verteilung von Lebensmitteln. „Wir analysieren mithilfe von künstlicher Intelligenz Daten der Händler aus den Vorjahren, um die Bestellmenge besser an die Nachfrage anzupassen“, so Gebhart. Entscheidend dafür sei ein selbstentwickeltes, bilddatengestütztes System. Mit diesem würden beim Wareneingang Qualität und Reifegrad von zum Beispiel Mangos erfasst, um Lebensmittelüberschüsse frühzeitig zu erkennen. Und auch für die Vermarktung der Überschüsse will Invisible Foods sorgen: „Mit unserer digitalen Plattform können übrig gebliebenes Gemüse oder überreife Früchte an die Verarbeitungsindustrie verkauft und zur Herstellung von Säften oder getrockneten Snacks verwendet werden“, so Gebhart.

Hermetia Tech aus Aachen beschäftigt sich mit der stofflichen Verwertung von unvermeidlichen Rest- und Abfallstoffen aus der Lebensmittelverarbeitung. „Wir platzieren Insektenlarven in einem Container direkt auf dem Gelände der Produktionsstätte, zum Beispiel einer Großbäckerei, und füttern die Maden mit organischen Produktionsabfällen des Betriebes“, sagt Geschäftsführer Marius Wenning. Nach zwei Wochen werden die Larven abgeholt, getrocknet und als Proteinquelle an Futtermittelhersteller vermarktet. „So spart die Bäckerei Emissionen und Kosten, die sonst für Lagerung, Transport und Entsorgung der organischen Restmengen anfallen“, erklärt Wenning. Außerdem könne das nachhaltig und regional produzierte Insektenprotein Fischmehl im Tierfutter ersetzen, das sonst kosten- und ressourcenaufwendig importiert werde. Sogar die Hinterlassenschaften der Insekten sollen künftig Verwendung finden: „Das ist hochwertiger Dünger, den wir an lokale Landwirte verkaufen wollen“, so Wenning.

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