DUH-Verpackungscheck
Bio naja, Aldi pfui

24.01.2022 Immer mehr Supermarktketten werben mit ihrem Engagement gegen Verpackungsmüll. Gleichzeitig erreichen die Zahlen zum Anfall von Verpackungsmüll in Deutschland immer neue Rekordwerte.

Einzelhandel: Immer noch viel Verpackungsaufwand, sagt die DUH.
© Foto: DUH
Einzelhandel: Immer noch viel Verpackungsaufwand, sagt die DUH.

In ihrem Verpackungscheck hat die DUH die Verpackungsversprechen mit der Realität in den Verkaufsregalen übereinandergelegt und geprüft, ob Verpackungen vermieden oder Mehrwegsysteme angeboten werden.

 

Von der Obst- und Gemüseabteilung über das Getränkeregal bis hin zur Frischetheke – in einem neuen Test untersuchte Filialen großer deutscher Supermärkte und Discounter verursachen unnötig viel Verpackungsmüll. Sie schaden damit Umwelt und Klima. Dies ist das Ergebnis des ersten Verpackungschecks der Deutschen Umwelthilfe (DUH), für den der Umwelt- und Verbraucherschutzverband in einer Stichprobe 48 Filialen von 12 Supermarkt-, Discounter- und Biomarktketten untersucht hat. Lediglich die Biomärkte schnitten zufriedenstellend ab und erhielten eine Grüne Karte. Die Supermärkte und Discounter hingegen bekamen allesamt Rote Karten. Sie setzten in den untersuchten Filialen selbst die einfachsten Maßnahmen für weniger Müll häufig nicht um. So stellten die Tester bei Obst und Gemüse fest, dass sogar robuste Standardprodukte wie Karotten, Äpfel oder Paprika häufiger in Einweg verpackt als unverpackt angeboten wurden. Trauriger Spitzenreiter ist hier Netto Nord mit 81 Prozent verpacktem Obst und Gemüse bei den Testbesuchen. Zudem boten Discounter wie Lidl, Aldi Nord und Süd in den getesteten Filialen bei Getränken zu 100 Prozent unökologische Einweg-Verpackungen statt verfügbarer regionaler Mehrwegflaschen an.

Sündenfall Discounter

Die größten Verpackungssünder im DUH-Test sind über alle untersuchten Kategorien hinweg die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd. In einer gemeinsamen Petition mit Nachhaltigkeits-Influencerin Nadine Schubert fordert die DUH die beiden Handels-Schwestern deswegen auf, ihr Sortiment von überflüssigen Einwegverpackungen zu befreien.

Neben dem Obst- und Gemüsesortiment zeigt der Verpackungscheck auch in allen weiteren untersuchten Kategorien klaren Nachholbedarf. Das Angebot von Mehrwegflaschen lag insgesamt deutlich unter der im Verpackungsgesetz festgelegten Quote von 70 Prozent. Discounter wie Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl haben zum Zeitpunkt der Testbesuche überhaupt keine Mehrweg-Getränkeverpackungen angeboten. Für Milch und Joghurt haben die Testerinnen und Tester zwar in einigen Märkten Mehrweg vorgefunden, aber nur in marginalen Mengen. Pool-Mehrwegbecher und Essensboxen an Frischetheken oder für den Coffee-to-go waren die Ausnahme. Von Verbraucherinnen und Verbrauchern mitgebrachte Mehrwegboxen wurden an der Supermarktheke, z.B. bei Kaufland, sogar zurückgewiesen. Abfüllstationen für Flüssigseife oder Geschirrspülmittel suchten die Testerinnen und Tester ebenso vergebens wie Mehrweg-Verpackungen für die genannten Produkte.

„Verantwortliche Verpackungen, Vermeidung, Recyclingfähigkeit, Materialkreisläufe oder Mehrweg – die Handelsketten versprechen viel! Dabei scheint es jedoch eher um ein grün aufpoliertes und verkaufsförderndes Image zu gehen. Denn viele der Versprechungen stehen im Widerspruch zu den von uns festgestellten Einweg-Verpackungen in den Verkaufsregalen“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. „Dass es besser geht, beweisen bei unserem Test die Biosupermärkte. Alnatura, Bio Company und Denn’s Biomarkt lassen unnötige Verpackungen bei Obst und Gemüse überwiegend weg. Wenn Verpackungen unvermeidlich sind, wie bei Getränken, bieten sie klima- und umweltfreundliche Mehrweg-Alternativen an. Damit setzen die Biosupermärkte genau dort an, wo unsere größte Chance zur Verminderung der Abfallmengen und für effektiven Klimaschutz liegt: unnötige Verpackungen weglassen und notwendige Verpackungen in Mehrweg anbieten!“

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