DUH bemängelt Prospektschwemme
Ungewollte Flut im Briefkasten

30.06.2022 Pro Jahr werden mehr als 28 Milliarden gedruckte Werbeprospekte ungefragt in deutschen Briefkästen verteilt – mit deutlichen Folgen für Umwelt, Klima und Müllaufkommen.

Ungewollt - oder unerwünscht: Der wöchentliche Prospektregen des Einzelhandels.
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Ungewollt - oder unerwünscht: Der wöchentliche Prospektregen des Einzelhandels.

Zur Herstellung der Werbeprospekte werden pro Jahr 42 Milliarden Liter Wasser, 4,3 Milliarden Kilowattstunden Energie und 1,6 Millionen Tonnen Holz verbraucht. Viele der milliardenfach hergestellten Broschüren, die teils auch noch mit Plastik umhüllt sind, landen ungelesen im Müll. Dass ein Opt-In-System unnötige Werbebroschüren schlagartig verringern kann, zeigt etwa die niederländische Hauptstadt Amsterdam, die es schon 2018 eingeführt hat. Laut Stadtverwaltung werden dadurch pro Jahr 6.000 Tonnen Papier und zwischen 650 und 750 Fahrten der kommunalen Müllabfuhr eingespart.

Die milliardenfach gedruckten Werbeprospekte pro Jahr verschwenden in Zeiten der Papierknappheit Ressourcen, beschleunigen den Klimawandel und führen zu zerstörten Wäldern.

Der Großteil deutscher Handelsunternehmen will die enorme Ressourcen- und Energieverschwendung durch ungewollte Werbeprospekte dennoch nicht stoppen. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 37 großen deutschen Händlern. Unternehmen wie Aldi Süd, Netto Nord, Rewe oder Rossmann halten demnach an der massiven Ressourcenverschwendung durch millionenfach verteilte, nicht adressierte Werbeprospekte fest. Der Textilhändler Kik, der Non-Food-Discounter Tedi und der Einzelhändler Woolworth waren die einzigen befragten Unternehmen, die das Versenden gedruckter Werbebroschüren eingestellt haben. Die DUH fordert deshalb von Umweltministerin Steffi Lemke eine politische Regelung gegen ungewollte Werbepost. Pro Jahr werden insgesamt bis zu 28 Milliarden gedruckte Werbeprospekte ungefragt in deutschen Briefkästen verteilt. Durch ein gesetzliches Opt-In-Verfahren würde Werbung nur noch in Briefkästen landen, wenn dies ausdrücklich erwünscht ist, etwa mit einem „Werbung – Ja bitte“-Schild.

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Wir können es uns nicht leisten, milliardenfach gedruckte Werbeprospekte zu produzieren, die anschließend ungelesen im Müll landen. Wie unsere Umfrage ergeben hat, ist der Großteil des Handels nicht zu wesentlichen Änderungen bereit. Deswegen muss Umweltministerin Lemke mit einer Opt-In-Regelung gegensteuern. Damit könnte die Bundesregierung ohne großen Aufwand die Werbemüllflut stoppen – und niemand muss auf etwas verzichten. Wer weiterhin Werbung will, bekommt sie. Der ungelesene und sinnlos produzierte Großteil der Prospekte aber wird eingespart. Allein durch einen Stopp der ungewollten Werbepost könnten pro Jahr bis zu eine halbe Million Tonnen CO2 eingespart werden. Als erstes europäisches Land hat Luxemburg bereits vor wenigen Wochen vorgemacht, wie so etwas umgesetzt werden kann.“

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