Haushaltsabfälle
An der Tonne wird geschlampt

04.01.2022 Die Pandemie nimmt auch erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Abfallmengen in Haushalten in Deutschland, hat der BDE errechnet.

Die Pandemie hat zu einem geordneten Entsorgen der Haushalte nicht beigetragen.
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Die Pandemie hat zu einem geordneten Entsorgen der Haushalte nicht beigetragen.
Zudem sind auch diesmal regionale Unterschiede beim Abfallaufkommen festzustellen, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des BDE bei seinen Mitgliedsunternehmen.
Demnach haben die Entsorger bei dem von November 2020 bis Mai 2021 andauernden „Lockdown light“ eine Zunahme der Abfallmenge insbesondere bei Glas und Leichtverpackungen registriert. Das Ergebnis bestätigt den Trend aus dem Vorjahr: Das durch die Kontaktbeschränkungen ausgelöste intensivere häusliche Leben - im privaten, aber auch beruflichen Bereich - spiegelt sich auch in einer Mengenverschiebung der Abfallströme bei Glas, Altpapier und Kunststoffabfällen wider.
Insgesamt stellten die Unternehmen auch in diesem Jahr regionale Schwankungen fest. So ermittelten sie in den ersten Monaten des „Lockdown light“ vereinzelt einen Zuwachs von 20 Prozent und mehr bei Altglas. Im Verlauf des zu Ende gehenden Jahres hat sich dieser Wert dann eingependelt. So ist festzustellen, dass die Altglas-Menge insgesamt seit Beginn der Pandemie um durchschnittlich knapp 7 Prozent zugenommen hat.
Ein Anstieg der Abfallmenge ist auch bei Papier, Pappe und Karton festzustellen. Obwohl hier die Menge nach Gewicht zurückgegangen ist, hat es eine Volumensteigerung von bis zu 20 Prozent gegeben. Im Schnitt lag die Zunahme bei knapp 6 Prozent. Die Gründe sind hier im pandemiebedingen Zuwachs des Onlinehandels zu sehen, der zu mehr Verpackungsabfällen aus Karton führte. Die Volumensteigerung erklärt sich dadurch, dass die Verbraucher die Kartons beim Wegwerfen oft nicht falten und so das Volumen nicht wie nötig reduzieren.
Zuwächse sind in Zeiten der Pandemie auch bei den Leichtverpackungsabfällen zu verzeichnen. So stieg der Anteil der Leichtverpackungen aus Kunststoffen, Metallen und Verbundmaterialien regional unterschiedlich zwischen 5 und 10 Prozent. Deutschlandweit lag der Zuwachs im Schnitt bei 6,5 Prozent.
Mit Sorge sehen die deutschen Entsorger seit Beginn der Pandemie zudem eine spürbare Nachlässigkeit in Sachen Mülltrennung im zu Ende gehenden Jahr. So werde quer durch alle Abfallarten nicht optimal getrennt und Abfälle teilweise illegal entsorgt.
Gründe für den Anstieg sind die üblichen saisonalen Entwicklungen zu Weihnachten, aber auch weiterhin das veränderte Einkaufsverhalten der Verbraucher im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Demnach rechnet ein Großteil der befragten Unternehmen auch bei den Leichtverpackungsmengen mit einem Zuwachs von durchschnittlich 8 Prozent.
Das Jahresaufkommen bei Leichtverpackungsabfall liegt nach aktuellen Destatis-Zahlen bei 35 Kilogramm pro Person im Jahr 2020. Pro Jahr sammeln die Unternehmen ca. 2,9 Millionen Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialen bei den privaten Haushalten.
Auch der Anteil von Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton hat über die Feiertage erwartungsgemäß zugenommen. Hier prognostizieren die Statistiker des Verbandes einen ähnlichen Zuwachs wie im vergangenen Jahr um durchschnittlich 6,5 Prozent. Pro Kopf sind laut Destatis bei dieser Abfallart 2020 im Schnitt 66 Kilogramm in Deutschland angefallen. Dies ist der größte Mengenstrom pro Kopf bei den untersuchten Abfallarten.
Einen Mengenzuwachs erwarten die Unternehmen auch beim Altglas. Dieser wird durchschnittlich mit einem Zuwachs von 8,5 Prozent errechnet, jedoch mit starken regionalen Schwankungen von bis zu 15 Prozent mehr in Ballungsräumen. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 25 Kilogramm Altglas pro Kopf in Deutschland angefallen.
BDE-Präsident Peter Kurth fasst die Auswertungen zusammen: „Das Ergebnis unserer Umfrage bestätigt unsere über die Dauer der Pandemie gewonnene Einschätzung bei der Abfallmengenentwicklung. Die Verschiebung der Abfallmengenströme in den privaten Bereich verstetigt sich. Die Zahlen belegen, dass sich die Lebensführung in Zeiten von Corona weiterhin auf das private Umfeld konzentriert. Das Arbeitsleben findet immer noch verstärkt im Homeoffice statt. Besuche in Restaurants und Cafés sind weiterhin seltener. Das Privatleben spielt sich derzeit noch stärker in den heimischen vier Wänden ab. Dies macht sich auch in der Verteilung der Abfallmengen bemerkbar. Die Umfrageergebnisse zeigen erneut, dass in Zeiten von Corona die Abfallvermeidung keine Priorität hat. Zur konkreten Abfallreduzierung bleibt den Verbrauchern im Moment vielfach nur die Möglichkeit genau zu überlegen, welche Artikel sie zu Weihnachten im Onlineshop oder im stationären Einzelhandel kaufen wollen.“

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