Italienischer Abfall…
…soll europaweit reisen

11.07.2022 Von 30 Millionen Tonnen Hausmüll, die jedes Jahr in Italien anfallen, enden fast 50 Prozent auf der Mülldeponie. Um die Verwertungsquote zu erhöhen, muss Europa erheblich der italienischen Müllmengen verwerten, sagt Michele Benvenuti, Country Manager von Geminor in Italien.

Italienischer Hausmüll soll gen Norden rollen: am besten auf der Schiene.
© Foto: Gemonor
Italienischer Hausmüll soll gen Norden rollen: am besten auf der Schiene.

Nach Angaben des italienischen Instituts für Umweltforschung (ISPRA) produzierten 65 Millionen Italiener im Jahr 2020 etwa 30 Millionen Tonnen feste Siedlungsabfälle, das sind fast 500 kg pro Person. Darüber hinaus produzierten italienische Unternehmen etwa 154 Millionen Tonnen Industrieabfälle.

Ebenfalls 2020 wurden am Po etwa 20 Prozent der Haushaltsabfälle auf Deponien entsorgt. Im europäischen Vergleich ist dies ein beachtlicher Anteil, aber in der Praxis ist die Deponierate noch höher, erklärt Michele Benvenuti, Country Manager bei Geminor in Italien.

Fast 30 Prozent der italienischen Siedlungsabfälle werden kompostiert oder biologisch behandelt, und ein beträchtlicher Teil davon wird später auf Deponien gelagert, womit die Gesamtmenge der deponierten Abfälle nahe bei 50 Prozent liegt. Dies unterstreicht die gegenwärtige Herausforderung der italienischen Abfallwirtschaft, aber auch das Potenzial, sagt Benvenuti.

Lediglich18 Prozent des italienischen Hausmülls werden in nationalen WtE-Anlagen verwertet. Derzeit sind 37 Verbrennungsanlagen (WtE) in Betrieb, während es vor wenigen Jahren noch 41 waren. Die Entwicklung von Anlagen zur effizienten Energierückgewinnung ist zum Stillstand gekommen, was dazu führen könnte, dass noch mehr Abfälle deponiert werden. "In Italien fehlen Kapazitäten für die energetische Verwertung und bald auch für die Deponierung", sagt Michele Benvenuti.

Die größten Importländer italienischer Müllmengen sind Deutschland, die Niederlande und Spanien, aber auch die WtE-Akteure in Skandinavien interessieren sich allmählich für die italienischen Abfallressourcen.

Dennoch betrug der gesamte RDF-Export aus Italien im Jahr 2020 nur 580.000 Tonnen. Zum Vergleich: Der größte Exporteur von EBS und Ersatzbrennstoffen, England, exportierte im selben Jahr insgesamt über 1,6 Millionen Tonnen. Seit der Gründung eines Büros in Italien im Mai 2020 unterstützt Geminor den Markt durch den Export von RDF, SRF und gefährlichem Abfall aus Italien in andere europäische Länder, die Abfallressourcen benötigen.

In einem volatilen europäischen Abfallmarkt entsteht italienisches Potenzial, aber auch die Dringlichkeit und Notwendigkeit eines effizienten Exports. Auf dem EU-Markt existiert ein Bedarf an Sekundärbrennstoffen mit hohem und niedrigem Heizwert sowie an kohlenstoffarmen Bio-RDF. „Wir bauen jetzt Ströme auf, die dazu beitragen, italienische Siedlungsabfälle in Energieressourcen und mit der Zeit auch in neue Produkte durch Recycling umzuwandeln", sagt Benvenuti und fügt hinzu, dass Italien eine Recyclingquote von 51,4 Prozent hat, was den EU-Standards entspricht.

Um die Verwertungsquote zu erhöhen und eine nachhaltigere Abnahme zu finden, fordert Benvenuti eine bessere internationale Nutzung der italienischen Abfälle. Um den Export effizient und zuverlässig zu gestalten und damit Italien vollständig in den europäischen Abfallmarkt zu integrieren, sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, Transporteuren, Abnehmern, Abfallbewirtschaftern und Behörden erforderlich. Italien könne einen Beitrag zur EU-Abfallbilanz und zur Kreislaufwirtschaft leisten, müsse aber sowohl seinen Ruf als auch seine Infrastruktur verbessern, um dieses Ziel zu erreichen.

„Es ist kein Geheimnis, dass Transport und Logistik von Italien aus derzeit eine Herausforderung darstellen, und die große Entfernung nach Nordeuropa macht diesen Transport anfälliger für Preissteigerungen. Bessere Transportkapazitäten, mehr LKW-Fahrer und eine Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur werden dazu beitragen, mehr Abfallressourcen aus Italien in andere EU-Länder zu bringen, schließt Michele Benvenuti.

 

 

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