Kreislaufwirtschaft Bau
RC-Baustoffe ersetzen 13 Prozent der Primärrohstoffe am Bau
Die Substitutionsquote gibt die Menge an primärer Gesteinskörnung wider, die durch Recyclingrohstoffe ersetzt wurde, erläutert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) gegenüber ENTSORGA. Die Quote ist damit ein Gradmesser für die Zirkularität. Recycelt wurden laut Monitoring-Bericht rund 76,9 Millionen Tonnen, was bezogen auf das Gesamtaufkommen mineralischer Abfälle von 220,6 Millionen Tonnen eine Recyclingquote von 34,86 Prozent ergibt. Die RC-Baustoffe wurden etwa zur Hälfte (38,7 Millionen Tonnen) im Straßenbau verwertet. Weitere relevante Mengen wurden für die Asphalt- und Betonherstellung verwendet (15 Millionen Tonnen, 19,5 Prozent) sowie im Erdbau verwertet (17,7 Millionen Tonnen, 23 Prozent).
Für die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen werben
„Die Umweltwirkung von Gebäuden im Betrieb ist jedem präsent, die am Anfang und am Ende eines Gebäudelebens nur wenigen“, sagte der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Rolf Bösinger, laut Pressemitteilung. Durch das Engagement der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau liege Deutschland mit rund 90 Prozent weit über der europäischen Vorgabe von 70 Prozent. Das sei schon gut, dennoch könne man immer noch besser werden. "Wir werden uns für mehr Forschung in diesem Bereich einsetzen und für die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen werben. Somit können wir auf absehbare Zeit zwei Ziele erreichen: Abfall beim Bauen reduzieren – Stichwort Kreislaufwirtschaft – und Ersatzbaustoffe zum begehrten Klimaschutzprodukt machen", so Bösinger weiter.
„Im Straßenbau erreichen wir mit fast 96 Prozent die höchsten stofflichen Verwertungsquoten. Durch ortsnahe Aufbereitung und Wiederverwendung mittels innovativer Gewinnungs- und Recyclingverfahren setzen wir den Kreislaufwirtschaftsgedanken hier nahezu optimal um“, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Auch in anderen Bereichen ist das technisch möglich, wenn die politischen Rahmenbedingungen konsequent am Ziel der Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden.“
Produktstatus von güteüberwachten Ersatzbaustoffen unerlässlich
Selektiver Rückbau und strikte Getrennthaltung trügen dazu bei, dass auch Bauschutt heute zu über 94 Prozent neuen Verwendungen zugeführt werden könne. Um verbleibende Potenziale zu heben, müssten die politischen Ziele in den Verwaltungen umgesetzt und Absatzmärkte etabliert werden, wozu der Produktstatus von güteüberwachten und mehrfach geprüften Ersatzbaustoffen unerlässlich ist“, stellte Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbandes, fest.
Diese Einschätzung teilt Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgemeinschaft Recycling-Baustoffe. „Die von unseren Unternehmen hergestellten gütegesicherten Ersatzbaustoffe unterliegen der Eigen- und Fremdüberwachung und erfüllen hohe Qualitätsansprüche. Wir stellen allerdings nach wie vor fest, dass die Akzeptanz sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauherren steigerungsfähig ist.“
BDE und BRB sehen öffentliche Hand in der Pflicht
Zur Akzeptanzsteigerung sehen BDE-Präsident Peter Kurth und BRB-Geschäftsführerin Sandra Giern die öffentliche Hand in der Pflicht, eine proaktive Vorreiterrolle einzunehmen. „Die öffentliche Hand muss sich bei Bauprojekten im Bestand dazu verpflichten, dass kein Abbruch mehr ohne vorherige Schadstofferkundung, selektiven Rückbau und bestmögliche Aufbereitung des Materials durchgeführt wird, um Ersatzbaustoffe möglichst sortenrein im Kreislauf zu führen“, forderte Peter Kurth.
Sandra Giern erwartet von der öffentlichen Hand zudem ein größeres Engagement bei der nachhaltigen Beschaffung. „Die aktuell vorgegebene eingeschränkte Bevorzugungspflicht ist nicht praxistauglich und muss durch einen verpflichtenden Einsatz von Ersatzbaustoffen bei öffentlichen Bauprojekten ersetzt werden. Nur bei schlüssiger Begründung, warum ein solcher Einsatz nicht realisierbar ist, darf zukünftig vom Einsatz von Ersatzbaustoffen abgesehen werden.“
Bauwirtschaft erwartet im Ende der Abfalleigenschaft entscheidenden Hebel
Als weiteren entscheidenden Hebel sieht Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, die vom Bundesumweltministerium in Aussicht gestellte gesetzliche Regelung zum Ende der Abfalleigenschaft.
„Eine Abfallende-Verordnung wird den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen deutlich stärker fördern. Durch eine solche Regelung würde mehr für die Kreislaufwirtschaft erreicht als mit einer Diskussion um produktspezifische Recyclingquoten.“ Auch die Möglichkeit, das Material gar nicht erst zu Abfall werden zu lassen, sollte geprüft werden.
Update
Im ursprünglichen Artikel hieß es, die Recyclingquote betrage 13 Prozent. Das ist nicht richtig. Die Substitutionsquote beträgt 13 Prozent, die Recyclingquote bei knapp 35 Prozent. Vielen Dank an den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) für den Hinweis.