Kreislaufwirtschaft am Bau
Berlin verbaut erstmals ressourcenschonenden Beton

13.10.2022 Beton ist ein echter Ressourcenfresser. Die Schweizer Firma Neustark hat ein Verfahren entwickelt, um einen ressourcenschonenden Beton herzustellen, indem durch eine beschleunigte Karbonatisierung CO2 in RC-Gesteinskörnung gespeichert wird.

Berlin testet ressourcenschonenden Beton mit karbonatisierter RC-Gesteinskörnung (Symbolbild)
© Foto: IMAGO / Rolf Zöllner
Berlin testet ressourcenschonenden Beton mit karbonatisierter RC-Gesteinskörnung (Symbolbild)

Die Verwendung dieser karbonatisierten RC-Gesteinskörnung hat einen doppelten positiven Klimanutzen, denn einerseits spart die Verwendung des Recyclingmaterials als Zuschlagsstoff Zement ein, andererseits bindet das RC-Material zusätzlichen Kohlenstoff. Die karbonatisierte RC-Gesteinskörnung hat nun eine Zertifizierung und Zulassung für die Verwendung als Zuschlag in Transportbeton erhalten und soll in diesem Herbst erstmalig in Berlin verbaut werden, teilte der Berliner Umweltsenat mit.

Karbonatisierung bezeichnet eine chemische Reaktion, bei der die alkalischen Bestandteile des Zementsteins durch Kohlendioxid in Kalziumkarbonat, also Kalkstein gebildet wird. Der Beton entzieht sozusagen der Atmosphäre CO2 und speichert ihn. Der Firma Neustark ist es gelungen, diesen Prozess zu beschleunigen und bei recycelten Gesteinskörnungen anzuwenden.

Umweltsenat initiiert Pilotprojekt

Der Berliner Umweltsenat hatte sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, die Klimabilanz von ressourcenschonendem Beton weiter zu verbessern. Aus diesem Grund habe sie gemeinsam mit den Unternehmen Heim Recycling, Neustark, Berger Beton und dem Heidelberger Ifeu-Institut das Projekt „CORE (CO2-Reduzierter Beton)“ initiiert, durch welches das Neustark-Verfahren im Raum Berlin im Rahmen eines Pilotverfahrens getestet wird.

Im Rahmen des Projekts sei der von dem Unternehmen Heim zu einer RC-Gesteinskörnung gebrochene Altbeton mit CO2 beaufschlagt worden, das in den Poren und auf der Oberfläche des RC-Gesteins im Sinne einer Karbonatisierung zu Kalkstein umgesetzt worden sei.

Aus diesem produzierten Material sowie aus nicht karbonatisiertem Referenzmaterial seien anschließend im Labor der Firma Berger eine Reihe Betonrezepturen mit erhöhten Recyclinggehalten und reduzierten Zementgehalten hergestellt worden, so der Berliner Umweltsenat in seiner Projektbeschreibung. Dabei seien sowohl aktuelle als auch zukünftige regulatorische Rahmenbedingungen für den R-Beton (insbesondere Verwendung von Brechsanden 0-2mm) beachtet worden. Die Karbonatisierungsraten seien umso höher, je feiner das Material beziehungsweise je größer die spezifische Oberfläche sei.

Über entsprechende Versuche im Betonlabor ist es den Angaben zufolge gelungen, Rezepturen mit reduzierten Zementgehalten zu entwickeln, ohne die produktspezifischen Anforderungen zu gefährden. Der R-Beton genüge ohne Einschränkungen den Anforderungen an die DIN 1045-2 und DIN EN 206-1 bzw. den entsprechenden Normen.

20 Prozent CO2-Einsparung

Bilanzierungen des beteiligten Umweltforschungsinstitutes Ifeu in Heidelberg hätten gezeigt, dass mit den entwickelten Rezepturen eine relevante Umweltentlastung erzielt werden kann und dies über alle betrachteten Umweltwirkungskategorien hinweg. Der Aufwand der Bereitstellung des CO2 und der Beaufschlagung der RC-Gesteinskörnung stehe in einem guten Verhältnis zu den damit verbundenen Umwelteinsparungen. Im Vergleich zur Referenzprobe kann durch die Behandlung der RC-Gesteinskörnung die Klimawirksamkeit von dem ressourcenschonenden Beton um bis zu 20 Prozent gesenkt werden.

Dieser CO2-reduzierte und ressourcenschonende Beton soll nun – unter Einhaltung aller einschlägigen Normen – im Herbst dieses Jahres erstmalig in einem Bauabschnitt der Quartiersentwicklung Friedenauer Höhe in Berlin-Friedenau, die im Joint Venture mit der OFB Projektentwicklung und Instone Real Estate realisiert wird, zum Einsatz kommen.

Der Baustoff soll über das erste Bauvorhaben hinaus durch weitere Vorhaben in Berlin allgemein bekannt und eingeführt werden.

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