Kunststoffe aussortieren
EEW will Sortieranlage in Delfzijl bauen

08.02.2023 Der Anlagenbetreiber EEW plant in Delfzijl eine Sortieranlage, um vor der Verbrennung Kunststoffe aus gemischten Siedlungs- und Gewerbeabfällen auszusortieren. EEW-Chef Bernard Kemper sagte bei den 1. Südbadischen Nachhaltigkeitstagen in Eschbach in der vergangenen Woche, dass sich die Anlage derzeit im Genehmigungsverfahren befindet.

Visualisierung des künftigen Standorts Delfzijl mit Klärschlammverbrennung, CO2-Abscheidung und Sortieranlage. Die Sortieranlage wird sich in der Halle vorne befinden. Ein Förderband wird die nicht aussortierten Abfälle direkt in die thermische Abfallbehandlung befördern.
© Foto: EEW
Visualisierung des künftigen Standorts Delfzijl mit Klärschlammverbrennung, CO2-Abscheidung und Sortieranlage. Die Sortieranlage wird sich in der Halle vorne befinden. Ein Förderband wird die nicht aussortierten Abfälle direkt in die thermische Abfallbehandlung befördern.

Die Anlage soll eine Sortierkapazität für 150.000 Tonnen Abfall haben, sagte der Leiter der EEW-Unternehmensentwicklung, Thomas Obermeier, im Gespräch mit ENTSORGA. Im zweiten Quartal dieses Jahres rechnet EEW mit einem Genehmigungsentwurf. Sollte das der Fall sein, könnten die Helmstedter ab Sommer die Aufträge für den Bau vergeben. Sollte im weiteren Verlauf alles glatt gehen, könnte die Anlage 2025 in Betrieb gehen.

Zehn Prozent des Anlageninputs sind Kunststoffe

„Wir machen vier Sortieranalysen pro Jahr. Daher wissen wir, dass etwa zehn Prozent unseres Anlageninputs Kunststoffe sind“, sagte Obermeier. EEW rechnet daher damit, rund 15.000 Tonnen Kunststoffe aus den Abfallgemischen heraussortieren zu können – die anschließend stofflich verwertet werden sollen. Etwa die Hälfte der Kunststoffe in den gemischten Abfällen sind Obermeier zufolge 3D-Kunststoffe – etwa Füllbehälter oder Schalen. Diese Kunststoffe sollen nach dem Sortieren mechanisch recycelt werden. Die andere Hälfte seien 2D-Kunststoffe, wie beispielsweise Folien. Diese Kunststofffraktion will EEW dem chemischen Recycling zur Verfügung stellen.

Im Rahmen des E-Fuel-Projektes HyNetherlands errichtet EEW am Standort Delfzijl bereits eine CO2-Abscheideanlage. Dass das Unternehmen innovative Projekte vornehmlich in den Niederlanden umsetzt, liegt auch an den politischen Rahmenbedingungen. „Die Niederlande sind uns politisch manchmal fünf, sechs Jahre voraus“, sagte Kemper in Eschbach.

Kunststoffabfälle wesentliche Quelle für fossile CO2-Emissionen

Obermeier ergänzte, dass in vielen kommunalen Ausschreibungen in den Niederlanden inzwischen eine Nachsortierung verlangt wird. Auch auf europäischer Ebene werde im Rahmen der Novelle der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED III) über eine Sortierpflicht für Restabfälle diskutiert. „Wir wollen vorbereitet sein“, sagte Obermeier. Auch die CO2-Bilanz von Kunststoffabfällen sei ein Grund, in die Sortierung zu investieren. „Pro Tonne Kunststoff entstehen bei der Verbrennung etwa 2,2 Tonnen CO2.“ Kunststoffe seien eine wesentliche Quelle für die fossilen CO2-Emissionen in der thermischen Abfallverwertung.

Wenn den Abfallgemischen 15.000 Tonnen Kunststoffabfälle entzogen werden, müssen diese in der thermischen Verwertungsanlage ersetzt werden. EEW will die Lücke mit biogenen Abfällen schließen. Da der Heizwert von Kunststoffen wesentlich höher ist als von biogenem Material, rechnet EEW laut Obermeier damit, dass rund 25.000 Tonnen biogenreiche Ersatzbrennstoffe notwendig sind, um die Kunststofffraktion zu substituieren. Diese Abfälle will EEW importieren.

Mindestens zwei Sortieranlagen in Deutschland bis 2030

Auch in Deutschland bereitet EEW nach Angaben Obermeiers den Bau entsprechender Anlagen vor. Das Projekt in Delfzijl dient dabei auch als eine Art Test für den deutschen Markt. „Wo landen wir bei den Investitionskosten tatsächlich? Wie gut funktioniert der Absatz der Kunststofffraktionen?“ Diese Fragen will EEW Obermeier zufolge klären, bevor Anlagen in Deutschland entsprechend ausgerüstet werden.

Doch nicht jeder Standort sei für eine entsprechende Sortieranlage geeignet. „Mehr als 200.000 Tonnen ist schwierig zu sortieren“, sagte der Leiter der EEW-Unternehmensentwicklung. Obermeier rechnet damit, dass EEW bis 2030 mindestens zwei Sortieranlagen in Deutschland errichten wird.

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