Müllsammlung in Hanau-Steinheim
Schmaler Bruder
In der Altstadt von Steinheim ist die Arbeit für die städtischen Müllwerker stets eine Herausforderung. Die Straßen sind schmal. Und manches widerrechtlich geparkte Auto erschwert bei der Müllabfuhr das Rangieren mit dem 10,20 Meter langen und 2,55 Meter breiten Sammel-Dreiachser zusätzlich. Der Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) hat deswegen zwei sogenannte Engstellen-Fahrzeuge angeschafft. Diese Schmalspurfahrzeuge sind mit ihren 6,80 Meter Länge und 2,20 Meter Breite kompakter und flexibler – erreichen freilich mit 2,3 Tonnen Zuladung auch nur etwas mehr als ein Fünftel des großen „Sammel-Bruders.
Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Die Unfallversicherungsträger haben ihre Vorschriften verschärft, weil bei Rückwärtsfahrten die vorkommenden Unfälle häufiger und schwerer geworden sind. So sind Rückwärtsfahrten demgemäß grundsätzlich zu vermeiden – mit Ausnahme kurzer Rückwärtsfahrten beim Rangieren. Straßen mit weniger als 3,55 Meter Breite und mehr als 150 Meter Länge gelten demnach als zu eng und unübersichtlich, um dort mit klassischen Müllfahrzeuge möglichst ungefährlich zurückzusetzen.
Jeden Monat ein Schaden
Welcher Handlungsbedarf besteht, zeigt allein ein Blick in die HIS-Statistik. Danach kommt es mit den großen 26-Tonnern durchschnittlich einmal monatlich zu Anfahr- und Rangierschäden. „An den Stellen mit erhöhtem Gefahrenrisiko können die zwei Engstellenfahrzeuge Abhilfe schaffen“, erhofft Henrich. Freilich dauert der Leerungsvorgang bei diesem 8,5-Tonner auch etwas länger als bei den 26-Tonnern. Grund dafür ist die Halb-Automatik, denn der Müllwerker muss hier das Entladen der Abfallbehälter per Tastendruck in Gang setzen. Die großen Fahrzeuge hingegen verfügen über eine automatische Schüttung, sobald die Tonnen am Schüttungskamm eingehängt sind.
HIS stattete alle Müllfahrzeuge mit Tablets aus. Diese PCs zeichneten über eine App Rückwärtsfahrvorgänge automatisch auf. „Nach Abschluss der Datenaufnahme wurden die erfassten Abschnitte mit den jeweiligen Fahrern durchgesprochen“, veranschaulicht Ralf Sterk, HIS-Abteilungsleiter für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung.
Dabei wurde unterschieden nach reinen Rangiervorgängen, die weiterhin uneingeschränkt zulässig sind, und tatsächlichen längeren Rückwärtsfahrten, um Mülltonnen zu laden. „Danach blieben rund 400 Straßenabschnitte übrig, bei denen eindeutig eine Rückwärtsfahrt nötig ist. Die haben wir dann in drei Gefahrenklassen bewertet“, so Sterk weiter.
Rot für Risiko
Grün bedeutet: kein erhöhtes Risiko bei einer Rückwärtsfahrt, vor allem weil keine langen Rückwärtsfahrten und ausreichende Fahrbahnbreiten gegeben sind. Bei Gelb besteht erhöhtes Risiko, weil etwa beim Rückwärtsfahren ein schlecht einsehbarer Bereich vorhanden ist. Rot steht für hohes Risiko, wenn beispielsweise über schlecht einsehbarere Bereiche bei der Rückwärtsfahrt hinaus zusätzliche Gefahrenstelle anzutreffen sind wie Bushaltestellen, Schulen, Kinder-Tagesstätten, Krankenhäuser oder Pflegeheime.
Für die gelben und roten Abschnitte erarbeitet HIS derzeit Lösungsvorschläge. Dazu kann das Einrichten oder Durchsetzen von Parkverboten in zu engen Straßen oder Wendeanlagen gehören, ebenso zentrale Behälter-Standplätze oder der Einsatz eines Engstellen-Fahrzeugs. „Bei den grünen Abschnitten gibt es in der Regel keinen oder nur sehr geringfügigen Handlungsbedarf“, sagt Sterk.
„Die Investition kann auch vermeiden helfen, dass Bürgerinnen und Bürgern ihre Abfallbehälter selbst zu Sammelplätzen ziehen müssen, denn mit den Engstellenfahrzeugen können die Tonnen fast überall weiter vor der eigenen Haustür abgeholt werden“, hofft Stadtrat Thomas Morlock. Insgesamt hat HIS 270.000 Euro für ein Fahrzeug investiert.