Nachhaltige Bekleidung
UBA fordert Fokussierung auf lange Nutzung

15.11.2022 Um die Umweltwirkungen des Textilsektors zu verringern, ist der Fokus auf die Lieferkette und die Kreislaufführung nicht ausreichend. Zu dieser Einschätzung kommt das Umweltbundesamt (UBA). Es bedarf auch langlebiger Bekleidung, Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer sowie eines verringerten Konsums, so eine neue Studie.

Auf Langlebigkeit kommt es an: Verbraucher sollten unter anderem mehr gebrauchte Kleidung kaufen, empfiehlt das UBA.
© Foto: IMAGO/Winfried Rothermel
Auf Langlebigkeit kommt es an: Verbraucher sollten unter anderem mehr gebrauchte Kleidung kaufen, empfiehlt das UBA.

Die ⁠UBA⁠-Studie „Die Rolle der Langlebigkeit und der Nutzungsdauer für einen nachhaltigen Umgang mit Bekleidung“ führt den aktuellen Stand der Forschung und Praxis zu den Themen Langlebigkeit und Nutzungsdauer von Bekleidung zusammen. Die Studie systematisiert nach Angaben des Umweltbundesamtes aktuell bestehende Definitionen, Kriterien und Messnormen für Langlebigkeit, stellt die Einflüsse auf die Nutzungsdauer entlang des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks dar, zeigt bestehende Best-Practice-Beispiele und formuliert aufbauend auf den Erkenntnissen Empfehlungen für Politik, Unternehmen und Verbraucher.

Es fehlt an einer einheitlichen Definition

Problematisch sei, dass die Begriffe Qualität und Langlebigkeit im Bereich Bekleidung bislang nicht einheitlich definiert seien. Je nach Produkt und Akteur könnten die Begriffe unterschiedlich interpretiert werden. Dies erschwert sowohl die Kommunikation für Unternehmen als auch die Orientierung für Verbraucher beim Einkauf.

Die geplanten Ökodesign-Vorschriften der EU haben aus Sicht des Umweltbundesamtes das Potenzial, diese Lücke zu schließen. Denn auch die gängigen Umwelt- und Sozial-Siegel lassen keine automatischen Rückschlüsse auf die Langlebigkeit eines Kleidungsstücks zu.

Hat sich die Langlebigkeit unserer Kleidung verändert?

Es gibt derzeit keine eindeutigen Daten, die belegen, dass sich die produktbezogene Langlebigkeit von Bekleidung in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hat. Die Zunahme der Bekleidungsproduktion, derzeit vorherrschende Geschäftsmodelle und auch Aussagen aus der Recyclingwirtschaft über eine sinkende Qualität der Sammelware deuten jedoch darauf hin.

Zusätzlich werde die Nutzungsdauer von Bekleidung durch bestehende Konsumstrukturen negativ beeinflusst. Hierzu zählt das UBA den schnellen Austausch der Bekleidung in den Geschäften, ständige Konsumanreize, Überproduktion, niedrige Preise und der intransparente Umgang der Anbieter mit nicht-verkaufter Ware.

Empfehlungen an Politik, Wirtschaft und Verbraucher

Der Politik empfiehlt das UBA, dass Langlebigkeit im Rahmen der Aktivitäten zur EU-Textilstrategie berücksichtigt wird. Darüber hinaus sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Langlebigkeit und Nutzungsdauer fördern. Denkbar wären unter anderem Steuererleichterungen für Reparaturdienstleistungen. Außerdem sollten Forschungsarbeiten zur Nutzungsphase von Bekleidung finanziert werden.

Die Wirtschaft sollte aus Sicht des UBA neue Geschäftsmodelle integrieren und diese erproben, wie beispielsweise das Verleihen und die Reparatur von Kleidungsstücken. Darüber hinaus sollten zirkuläre Designstrategien in den Produktionsprozess aufgenommen und nachgewiesene Langlebigkeit aktiv als Verkaufsargument genutzt werden.

Verbraucher wiederum könnten beim Einkauf die Qualität stärker berücksichtigen und auf alternative Konsumformen wie Tauschen, Leihen oder Gebraucht-Kaufen zurückgreifen. Kleidung sollte möglichst lange getragen, Modetrends hinterfragt sowie Kleidung bei Abnutzung, Defekten und neuen modischen Ansprüchen repariert oder geändert werden.

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