Nur 13 Prozent werden von der Politik erfasst
Methan-Emissionen unzureichend reglementiert

23.05.2023 Methan ist ein Treibhausgas, das die Atmosphäre über einen Zeitraum von 20 Jahren etwa 80-mal stärker schädigt als Kohlendioxid. Dennoch wird Methan von politischen Entscheidungsträgern und Regierungen oft übersehen, schreiben Wissenschaftler in einem Aufsatz, der am 19. Mai in der Zeitschrift One Earth veröffentlicht wurde.

Hausmülldeponien zählen weltweit zu den größten, vom Menschen verursachten Methanemittenten.
© Foto: IMAGO / Eastnews
Hausmülldeponien zählen weltweit zu den größten, vom Menschen verursachten Methanemittenten.

Die Wissenschaftler haben darin erstmals den Umfang und die realen Auswirkungen der derzeitigen weltweiten Politik zur Begrenzung von Methanemissionen analysiert. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass derzeit nur 13 Prozent der Emissionen durch direkte Minderungsmaßnahmen abgedeckt sind.

Um die Klimaerwärmung gemäß dem Pariser Abkommen auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen die weltweiten Methan-Emissionen laut der Globalen Methanbewertung von 2021 um mindestens 40 bis 45 Prozent gesenkt werden. Die Autoren sind der Ansicht, dass dies möglich ist, wenn die Regierungen strengere Maßnahmen zur Reduzierung der Methanemissionen ergreifen und die Emissionen genauer messen.

„Die Notwendigkeit umfassender und zielgerichteter Strategien zur Methanreduzierung wird durch eine wachsende Zahl von Veröffentlichungen unterstrichen. Die Methanemissionen nehmen jedoch schneller zu als jemals zuvor seit den 1980er Jahren“, schreiben die Umweltexperten Maria Olczak, Andris Piebalgs und Paul Balcombe von der Queen Mary University of London/Environmental Defense Fund Europe, der Florence School of Regulation des Europäischen Hochschulinstituts beziehungsweise der Queen Mary University of London.

Richtlinien auf Grundlage ungenauer Daten

Um festzustellen, wie wirksam die derzeitigen Beschränkungen der Methan-Emissionen sind, untersuchte das Team 281 Maßnahmen in den Sektoren mit dem höchsten Methanausstoß, darunter Energie, Abfall und Landwirtschaft. Sie stellten fest, dass die Anzahl der Methanrichtlinien von Region zu Region stark variiert und dass die derzeit geltenden Richtlinien nicht streng genug sind, vor allem weil sie auf der Grundlage ungenauer Daten erstellt wurden.

Die von den politischen Entscheidungsträgern verwendeten Schätzungen der Methan-Emissionen beruhen häufig auf zu niedrig angesetzten Treibhausgasschätzungen, auf Datensätzen, die nicht öffentlich zugänglich sind, oder auf Zahlen, die je nach der zur Messung der Methanmenge verwendeten Methode stark variieren.

„Ein konsistenter Ansatz für die genaue Identifizierung, Quantifizierung und Verifizierung von Methan-Emissionsquellen muss zusammen mit einer umfassenderen und strengeren Politik eingeführt werden, um die erheblichen Möglichkeiten zur Reduzierung von Methanemissionen zu nutzen“, schreiben die Forscher.

Verringerung der Methanemissionen eine der kostengünstigsten Klimaschutz-Maßnahmen

Die Verringerung der vom Menschen verursachten Methan-Emissionen ist eine der kostengünstigsten Möglichkeiten, den Klimawandel zu verlangsamen und die Luftqualität zu verbessern, heißt es in der Globalen Methanbewertung. Die Autoren argumentieren jedoch, dass der Fortschritt von einer globalen, vereinten Anstrengung zur Begrenzung der Methan-Emissionen abhängt und dass sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene schnell gehandelt werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.

„Eine wirksame Methanreduzierung erfordert eine stärkere gesellschaftliche Unterstützung und einen politischen Konsens. Dennoch wird die Methanreduzierung immer noch eher als eine Wahlmöglichkeit denn als eine Notwendigkeit wahrgenommen, die die laufenden Dekarbonisierungsbemühungen, die sich hauptsächlich auf CO2 konzentrieren, ergänzt“, schreiben die Forscher. „Die bevorstehende Klimakonferenz COP28 in Dubai, auf der die kollektiven Fortschritte im Hinblick auf die Ziele des Pariser Abkommens zum ersten Mal bewertet werden, bietet eine große Chance für einen Wandel.“

Der Aufsatz kann hier heruntergeladen werden.

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