Obwohl sie es besser wissen
Viele Menschen entsorgen E-Schrott falsch

10.01.2023 Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland weiß laut aktueller Civey-Umfrage wie man E-Schrott richtig entsorgt. Doch korrekt abgegeben werden Altgeräte trotz dieses Wissens kaum.

Viele Menschen entsorgen E-Schrott falsch, obwohl sie es besser wissen.
© Foto: IMAGO/Shotshop
Viele Menschen entsorgen E-Schrott falsch, obwohl sie es besser wissen.

Die meisten Menschen in Deutschland wissen, wie man alte Elektro-Kleingeräte richtig entsorgt: Nur 3,5 Prozent sind sich unsicher oder wissen nicht, wie diese richtig zu entsorgen sind. Zu diesem Ergebnis kommt das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Berliner Entsorger Alba. Civey hatte Ende Dezember über 2.500 Bürgerinnen und Bürger zum Thema E-Schrott befragt. Mehrfachantworten waren möglich.

70 Prozent der Befragten gaben demnach an, alte Elektro-Kleingeräte auf dem Wertstoffhof zu entsorgen. Und weitere 13 Prozent bringen angeblich kleine Altgeräte im Elektrofachhandel zurück. Vieles lande aber noch immer in der falschen Tonne oder werde „anderweitig“ entsorgt, heißt es in einer Mitteilung Albas.

Alba: „Der Einzelhandel drückt sich weiterhin vor der Rücknahme von Elektro-Schrott“

Der Einzelhandel drückt sich aus Sicht des Berliner Entsorgers weiterhin vor der Rücknahme von Elektro-Schrott. Laut der Civey-Umfrage nutzen nur 9 Prozent der Bevölkerung zur Entsorgung ihrer kleinen elektronischen Geräte wie Haartrockner, Toaster oder Handy die Rückgabemöglichkeit in Discountern oder Drogeriemärkten.

Weitere Ergebnisse der Umfrage: Ältere ab 40 Jahren nehmen es bei der Entsorgung ausrangierter Geräte scheinbar deutlich genauer als Jüngere, und im Westen werden kleine elektronische Abfälle gewissenhafter entsorgt als im Osten.

Umfrage: Wie entsorgen Sie normalerweise kleine elektronische Altgeräte? © Foto: Alba
Umfrage: Wie entsorgen Sie normalerweise kleine elektronische Altgeräte?

Der meiste E-Schrott wird wider besseres Wissen falsch entsorgt

Die Zahlen erscheinen auf dem ersten Blick gut. Alba-Chef Eric Schweitzer: „Die Deutschen zeigen, dass sie die richtigen Entsorgungswege für E-Schrott kennen. Durch die Rückgabe ausrangierter E-Geräte wird das Recycling wichtiger und wertvoller Metalle ermöglicht. Das spart eine Menge an Energie und anderer Ressourcen ein. Die korrekte Entsorgung ist also auch für den Klima- und Umweltschutz relevant. Der Abgleich mit der Realität ist allerdings ernüchternd: Denn trotz des Wissens um den richtigen Entsorgungsweg, wird der meiste Elektroschrott falsch entsorgt.“

Tatsächlich sind die Ergebnisse beim Recycling von Elektroschrott für Deutschland nach Darstellung Albas beschämend: Die Sammel- und Recyclingquote der EU für Elektroschrott wurde seit 2018 verfehlt, so das Umweltbundesamt. Viel zu wenig Altgeräte gelangen in die Wiederverwertung. Statt der geforderten 65 Prozent waren es zuletzt nur 44 Prozent. „Die Deutschen wissen also, was beim Recycling sozial erwünscht ist, verhalten sich aber in der Realität falsch“, schreibt Alba.

Wie entsorgen Sie normalerweise elektronische Altgeräte. Ausgewertet nach Alter © Foto: Alba
Wie entsorgen Sie normalerweise elektronische Altgeräte. Ausgewertet nach Alter

140.000 Tonnen E-Schrott landen jährlich im Restmüll

Über 140.000 Tonnen kleiner Elektrogeräte landen jährlich fälschlicherweise im Restmüll und anschließend in der Verbrennung, so Alba mit Berufung auf den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Tatsächlich gaben in der Civey-Umfrage mehr als 10 Prozent der Befragten an, Altgeräte wie Handy, Toaster oder Haartrockner verbotenerweise in den Restmüll zu werfen. Mehr als 5 Prozent entsorgen diese sogar in der gelben Tonne. Resultat daraus sind oft Fahrzeug- und Anlagenbrände, die sich in den vergangenen Jahren bei den Entsorgern häuften, weil in vielen Elektrogeräten auch leicht entzündliche Akkus verbaut sind.

„Kostenintensiv und moralisch bedenklich“

„Es gibt also weiterhin noch viel Nachholbedarf bei Mülltrennung und Recycling“, erklärt Alba-Chef Eric Schweitzer: „Die falsche Entsorgung der E-Geräte zieht wirklich einen langen Rattenschwanz hinter sich her: Verschwendung von Ressourcen, Rohstoffen und Zerstörung der Umwelt, Lebensgefahr für unsere Mitarbeitenden, hohe Brandschäden in Anlagen. Das alles sind letztendlich nicht nur Kosten für ein Unternehmen wie Alba. Auch Natur und Gesellschaft müssen darunter leiden: Die Produktion neuer Rohstoffe und Ressourcen für Elektrogeräte ist kostenintensiv und moralisch bedenklich. Noch immer wird zu viel Potential vergeudet. Auch der Einzelhandel ist jetzt gefordert.“

Rückgabenetz noch immer zu unattraktiv

Alba zieht aus den Umfrageergebnissen den Schluss, dass das Rückgabenetz für E-Schrott in Deutschland noch immer zu unattraktiv ist. Eine unverkennbare Mehrheit der deutschen Bevölkerung kenne die richtigen Entsorgungswege. Zurückgegeben werde dort allerdings nur ein Bruchteil der ausrangierten Altgeräte. Viele Kommunen erschwerten die Rückgabe an Wertstoffhöfen durch kurze Öffnungszeiten und große räumliche Entfernung.

Die Rückgabemöglichkeit in Discountern werde meist immer noch nicht beworben, obwohl hier eine Pflicht zur Rücknahme seit 1. Juli 2022 besteht. Die meisten Verbraucher wüssten davon nichts und meist auch nicht einmal das Ladenpersonal. Kommunen, Discounter und Supermärkte sowie Abfallentsorgungszentren müssten Rückgabeorte attraktiver gestalten.

Mehr Information und Aufklärung

E-Schrott werde noch immer viel zu oft abseits der richtigen Wege oder gar nicht entsorgt. Das Potential sei noch erheblich. Vor allem junge Menschen in Studium oder Ausbildung, aber auch junge Familien müssen stärker aufgeklärt werden, da sich der jüngere Teil der Bevölkerung laut Civey-Umfrage besonders unsicher ist.

Schulen, Universitäten, Discounter und Supermärkte, aber auch die Politik hätten Nachholbedarf an Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. „Auch die Mehrheit, die bereits weiß, wie ausrangierte E-Geräte korrekt entsorgt werden, benötigt wiederholt Anstöße, um diese auch wirklich zu Recyclen“, so Alba.

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