Streit über das Kunststoffrecycling
„Chemie-Recycling ist kontraproduktiv“

17.09.2021 Es knirscht beim K-Recycling: Die europäische Kunststoffindustrie starte eine neue Greenwashing-Kampagne, die man ihr nicht durchgehen lassen sollte.

Kunststoffrecycling: bvse wendet sich gegen Greenwashing beim chemischen Recycling.
© Foto: pasja1000/pixavay
Kunststoffrecycling: bvse wendet sich gegen Greenwashing beim chemischen Recycling.

Das erklärte Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling.

Anlass dieser massiven Kritik ist nicht die Forderung einer Recyclat-Einsatzquote von 30 Prozent, sondern die gleichzeitig erhobene Forderung, das Kunststoffrecycling und die chemische Behandlung von Kunststoffabfällen gleichzusetzen. Textor: "Die chemische Aufbereitung von Kunststoffabfällen ist eigentlich ein alter Hut in der Branche, der immer mal wieder gezogen wird. Momentan wird sie unter dem Label des chemischen Recyclings gehypt."

Es gäbe nach Auffassung des bvse keinen Zweifel daran, dass das werkstoffliche Kunststoffrecycling eine wesentlich bessere Ökobilanz ausweist als die chemische Behandlung von Kunststoffabfällen. Es wird deutlich weniger Energie eingesetzt, der bei der chemischen Behandlung erforderliche Chemiecocktail wird nicht benötigt und die im Wege des Kunststoffrecyclings hergestellten Recyclate sind für eine große Vielfalt von Kunststoffprodukten einsetzbar.

Nach Auffassung des bvse sei die CO2-Bilanz der chemischen Verwertung deutlich schlechter als bei dem werkstofflichen Recycling von Kunststoffen. Nicht nur die Kreislaufführung der Materialien ist ein wesentliches Element im Umweltschutz, sondern auch die Reduktion von CO2. Damit seien chemische Recyclingverfahren, von denen es noch keine im industriellen Maßstab gibt, kontraproduktiv. 

Gegenwärtig generieren die deutschen werkstofflichen Kunststoffrecycler eine Gesamtmenge von 2,04 Mio. t an Recyclaten, die, bezogen auf die Kunststoffabfallmenge in Höhe von 6,28 Mio. t, immerhin 32 % entspricht. Die damit verbundenen Einsparungen an Rohstoffen, Energie und Treibhausgasen zeigten die enorme ökologische und ökonomische Leistung der werkstofflichen Verwertung – also des bestehenden Kunststoffrecyclings, so der bvse-Präside. So werden hier Recyclate erzeugt, die seit vielen Jahren etablierte Einsatzgebiete haben, zu denen auch Anwendungen im Lebensmittelbereich gehören.

Bei der Betrachtung der Recyclat-Einsatzquote bezogen auf die post consumer Abfälle, die in Höhe von 5,35 Mio. t anfallen, ergäbe sich ein verändertes Erfolgsbild. Hier würden immerhin 1,02 Mio. t an Recyclaten in der Kunststoffindustrie verarbeitet und dies entspräche einer Recyclat-Einsatzquote von 19 %. Auch das sei ein bedeutender Erfolg bei den Verpackungsabfällen, die dem VerpackG unterliegen. Aus den Erhebungen aus zurückliegenden Jahren wird deutlich, dass die gesamte Recyclatmenge von 2017 zu 2018 um immerhin zehen rozent gesteigert werden konnte. Das Wachstum resultierte insbesondere aus den gestiegenen Einsatzmengen aus post consumer Abfällen, die um 200.000 t gesteigert werden konnten.

Das Problem ist aber klar zu beschreiben: Es gibt immer noch viel zu viele Kunststoffverpackungen im Markt, die nach ihrer Gebrauchsphase nicht recycelbar sind. Dieses Problem sei lösbar: Der Schlüssel hieße „Design for Recycling“.

 

stats