Textilindustrie
Weniger Gift - aber mehr Abfall
Dazu zählen Weichmacher, PFCs und Azofarbstoffe. Gleichzeitig aber steigt die Menge an produzierter Mode weiter an. Textilriesen wie Mango, H&M, Primark, Nike oder Adidas setzen weiter auf Wegwerfmode. Dass es anders geht, zeigen Beispiele wie Vaude oder Benetton, die erste Schritte unternommen haben, um ihre Kollektionen zu reduzieren, ihre Warenströme zu entschleunigen und so ihren Ressourcenverbrauch zu senken. “Was die Konzerne beim Einsatz von Chemie aufholen, verspielen sie mit immer mehr Kollektionen”, sagt Viola Wohlgemuth, Konsumexpertin von Greenpeace. “Fast-Fashion wird nie nachhaltig sein, ganz gleich ob ihre Produktion mit weniger giftigen Chemikalien auskommt. Die Branche muss vom Händler zum Dienstleister werden, um wirkliche Fortschritte im Klimaschutz zu erzielen. Reparieren, Mieten und Second Hand müssen das neue Normal werden.”
Die Textilbranche gehört weltweit zu den klimaschädlichsten Wirtschaftszweigen. Von den acht größten Lieferketten ist die Textilindustrie der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen. Das liegt vor allem an schnellen Produktzyklen mit teilweise wöchentlich wechselnden Kollektionen. Diese Wegwerfmode stresst die Ressourcen und produziert viel Müll. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Zahl der weltweit produzierten Kleidungsstücke auf rund 200 Milliarden verdoppelt. Konsument:innen tragen ihre Kleidung inzwischen nur noch halb so lang, wie vor fünfzehn Jahren. 20 der 29 Textilunternehmen, die sich aufgrund der Greenpeace-Detox-Kampagne zu mehr Nachhaltigkeit und Verzicht auf giftige Chemikalien verpflichtet haben, setzen dennoch auf Wegwerfmode. Zu diesen Konzernen zählen etwa Primark, Mango und C&A. “Durch den Fast-Fashion-Wahnsinn landet jede Sekunde eine LKW-Ladung Textilien weltweit auf Mülldeponien oder wird verbannt.”, sagt Wohlgemuth. “Wenn die neue Bundesregierung Umwelt und Klima schützen will, muss sie endlich auch die Textilindustrie in den Blick nehmen. Mit Selbstverpflichtungen allein wird die Branche das 1,5 Grad Limit nicht erreichen, dafür braucht es gesetzlich bindende Sektorziele.”