Verwertung landwirtschaftlicher Reststoffe
Aus Stroh…Papier herstellen

05.10.2021 Essity in Mannheim wird als erstes Unternehmen in Europa Zellstoff aus Stroh für Hygieneprodukte industriell fertigen:

Vom Acker in die Hygienepapierproduktion: Stroh
© Foto: peggychoucair/pixabay
Vom Acker in die Hygienepapierproduktion: Stroh

40 Millionen Euro hat Essity in eine Anlage investiert, die in rund 18 Monaten Bauzeit auf dem Werksgelände entstand. Damit wird landwirtschaftlicher Reststoff in der industriellen Produktion nutzbar. Das Unternehmen verwendet Weizenstroh aus der heimischen Landwirtschaft, um daraus Zellstoff für die Hygienepapierproduktion herzustellen.

Der neuartige Zellstoff ist in der Qualität mit Frischfaserzellstoff aus Holz vergleichbar. Im Produktionsprozess werden weniger Wasser und Energie eingesetzt. In Mannheim ist dafür eine bislang einzigartige Anlage entstanden. 

Mannheim, Essitys größter europäischer Produktionsstandort, hat langjährige Erfahrung in der Produktion von Zellstoff und Hygieneprodukten. 1884 als Zellstofffabrik Waldhof gegründet, werden hier heute schon 220.000 Tonnen Zellstoff aus zertifizierten Frischholzfasern hergestellt und zu Hygienepapieren verarbeitet. Jetzt kommen zusätzlich 35.000 Tonnen Strohzellstoff dazu. Das neue „Werk im Werk“ soll den Traditionsstandort Mannheim stärken und gleichzeitig die Innovationskraft unterstreichen.  Roger Schilling, Leiter des Mannheimer Werkes: “Wir sind als erster dazu in der Lage, einen alternativen Zellstoff aus Stroh herzustellen. Dieser Zellstoff ist genauso weich, weiß und stark wie der Zellstoff aus reinen Holzfasern, den wir für unsere Hygieneprodukte verarbeiten.“

Die neue Strohzellstoff-Fabrik erstreckt sich auf einer Fläche von insgesamt 8.000 Quadratmetern über mehrere Gebäude: Vom Strohlagerplatz aus, der sich unmittelbar daneben befindet, wird das Stroh über ein großes Förderband zunächst in den sogenannten Bleichturm transportiert. Hier wird das Stroh in verschiedenen Reaktionsbehältern in seine Bestandteile aufgeschlossen und aufgehellt. Anschließend wird der Zellstoff erst in einem historischen Gebäude, das für diesen Zweck umfunktioniert wurde, gereinigt und dann im sogenannten Zellstoffturm gesammelt. Der fertige Zellstoff wird vom Zellstoffturm aus in flüssiger Form über Zufuhrleitungen direkt zu den Papiermaschinen gepumpt. Die Ablauge, das sogenannte Lignin, das als Nebenprodukt während der Zellstoff-Produktion anfällt, wird in einer neuen Eindampfanlage konzentriert. Es kann später industriell weiterverwertet werden. Das Essity-Werk Mannheim beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter:innen. Die neue Zellstofffertigung schafft zusätzliche Arbeitsplätze und sichert vorhandene.

 

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