Wegen hoher Gaspreise
Seraplant meldet vorläufige Insolvenz an
Geschäftsführer Henning Schmidt bestätigte gegenüber ENTSORGA einen entsprechenden Bericht der „Volksstimme“. Schuld an der wirtschaftlichen Schieflage ist demnach der deutlich gestiegene Gaspreis in Folge des Ukraine-Krieges.
Beim Seraplant-Verfahren wird Klärschlammasche mit Mineralsäure, weiteren Nährstoffkomponenten und Wasser zu einer Suspension vermengt. Das Säure-Wasser-Gemisch wird anschließend zur Sprühgranulation in einer Wirbelschichtanlage weitergeleitet und dort zu Düngemittelgranulaten verarbeitet, heißt es auf der Seite des Umweltinnovationsprogramms.
1.000 kWh Gas für eine Tonne P38
Laut Schmidt benötigt Seraplant für das Verfahren sehr viel Gas. „Für eine Tonne P 38 benötigen wir 1.000 Kilowattstunden Gas“, so Schmidt. P 38 – so heißt der von Seraplant hergestellte Phosphordünger. Den sprunghaften Anstieg der Gaspreise habe Seraplant nicht so ohne Weiteres wegstecken können. „Als Startup hatten wir dafür keine Substanz“, erklärte Schmidt.
Hinzu kam, dass die Inbetriebnahmephase der Anlage in Haldensleben mit einer Produktionskapazität von 60.000 Tonnen Phosphordünger deutlich länger war als geplant. 14 Monate habe es bis zum Regelbetrieb gedauert. „Gerechnet haben wir mit einem Vierteljahr“, sagte Schmidt.
Aktuell steht die Anlage, doch der Seraplant-Geschäftsführer ist optimistisch
Aktuell steht die Anlage still. Doch geht es nach Schmidt, soll die Produktion schon im kommenden Monat wieder losgehen. Trotz der schwierigen Lage ist der Seraplant-Geschäftsführer guter Dinge. Schmidt hält die Wahrscheinlichkeit für „eher gering“, dass Seraplant in eine echte Insolvenz gehen muss.
„Die Anlage ist ein Prototyp und sie arbeitet wirtschaftlich“, so Schmidt. Es gebe viele Interessenten. Auch die Kunden seien mit dem Produkt zufrieden. Das Düngemittelgranulat lasse sich sehr gut streuen und die Pflanzenverfügbarkeit sei mit der von Triple-Superphosphat gleichzusetzen.
Was macht Seraplants Hauptkunde EEW?
Zu den Kunden von Seraplant gehört insbesondere der Anlagenbetreiber EEW. Der P-Recycler in Haldensleben verwertet die Monoasche aus der Klärschlammverbrennungsanlage von EEW in Helmstedt. In Folge der Insolvenz des Generalunternehmers Envirotherm hatte sich die Inbetriebnahme der Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage in Helmstedt deutlich verzögert. Ende Juni hatte EEW den ersten Klärschlamm am Standort der Konzernzentrale verbrannt. Schmidt musste daher in der Zwischenzeit auf andere Anlagen ausweichen, was nach seiner Darstellung kein größeres Problem war: „Inzwischen sind die Aschen aus fünf Betrieben freigegeben“, sagte Schmidt – heißt, die Aschen erfüllen die düngerechtlichen Voraussetzungen.
Auch EEW ist optimistisch, dass Seraplant weitermachen wird. „Wir gehen davon aus, dass die Seraplant mit neuen Gesellschaftern in den kommenden Wochen wieder in Betrieb gehen wird“, sagte der Leiter Klärschlammverwertung von EEW, Andreas Dous. Bis dahin würden die für das Phosphorrecycling anfallenden Aschen zwischengelagert.