Bioabfall
Aufkommen deutlich gestiegen
Bioabfälle aus der Landwirtschaft oder dem produzierenden Gewerbe sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Neben den selbst kompostierten Haushaltsabfällen zählen dazu weitere 11,8 Millionen Tonnen von den Entsorgungsunternehmen eingesammelte Bioabfälle. Dazu gehören Abfälle aus der Biotonne, Garten- und Parkabfälle, Küchen- und Kantinenabfälle, Speiseöle und -fette sowie Marktabfälle.
Die Menge dieser Abfälle ist nach Angaben von Destatis seit dem Jahr 2010 um knapp ein Viertel (+23,7 Prozent) gestiegen. Im Corona-Jahr 2020 nahm vor allem das Aufkommen an Abfällen aus der Biotonne im Vorjahresvergleich zu, während die Menge anderer Bioabfälle teils deutlich zurückging.
Etwa 2,6 Millionen Tonnen Bioabfälle haben die privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2020 selbst kompostiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach einer erstmals durchgeführten Schätzung mitteilt, waren das durchschnittlich rund 31 Kilogramm selbst kompostierte Abfälle pro Kopf.
Deutlich weniger Abfälle von Großküchen und Märkten im Corona-Jahr 2020
Restaurants, Großküchen und Kantinen waren in den Lockdown-Phasen beziehungsweise in Zeiten von Homeschooling und Homeoffice geschlossen oder nur gering ausgelastet. Dies zeigt sich laut Destatis in der Abfallbilanz: So wurden im Jahr 2020 insgesamt 1,1 Millionen Tonnen (Groß-)Küchen- und Kantinenabfälle, Abfälle an Speiseölen und -fetten sowie Marktabfälle eingesammelt, das waren 17,3 Prozent oder 230.949 Tonnen weniger als im pandemiefreien Vorjahr.
Die größte Rolle spielten dabei die Küchen- und Kantinenabfälle. Die Abfallmenge sank hier gegenüber dem Jahr 2019 um 18,0 % oder 211.341 Tonnen auf 965.000 Tonnen im Jahr 2020. Demgegenüber stieg die Menge an Biotonnen- sowie Garten- und Parkabfällen 2020 im Vorjahresvergleich um 3,4 Prozent oder 351.000 Tonnen auf insgesamt 10,7 Millionen Tonnen. Die aus Biotonnen eingesammelte Menge stieg dabei um 7,3 Prozent oder 340.400 Tonnen auf 5,0 Millionen Tonnen, während die Menge an Garten- und Parkabfällen lediglich um 0,2 Prozent oder 10.723 Tonnen auf 5,7 Millionen Tonnen zunahm.
Garten- und Parkabfälle machten demnach knapp die Hälfte (48,3 Prozent) der von den Abfallentsorgungsanlagen angenommenen Bioabfälle aus, gefolgt von den Abfällen aus der Biotonne mit 42,4 Prozent und biologisch abbaubaren Küchen- und Kantinenabfällen mit 8,2 Prozent.
Fast alle biologischen Abfälle stofflich verwertet
Insgesamt 97 Prozent aller an Abfallentsorgungsanlagen angenommenen biologischen Abfälle wurden im Jahr 2020 stofflich verwertet. Bei den von den Haushalten selbst kompostierten Abfällen ist von einer vollständigen stofflichen Verwertung (Recycling) in Gärten und Pflanztöpfen auszugehen.
Biogas steuert 5,8 Prozent zur deutschen Bruttostromerzeugung im Jahr 2020 bei
Aus eingesammelten Bioabfällen wurden im Jahr 2020 in biologischen Abfallbehandlungsanlagen unter anderem 4,8 Millionen Tonnen spezifikationsgerechter Kompost und 746,6 Millionen Kubikmeter Biogas gewonnen. Aus dem Biogas aller erfassten Quellen, zu denen beispielsweise auch Biogasanlagen in der Landwirtschaft zählen, wurden im selben Jahr 34,5 Milliarden Kilowattstunden Bruttostrom erzeugt, das entsprach 5,8 % der gesamten Bruttostromerzeugung in Deutschland.
BDE sieht eine „erfreuliche Entwicklung“
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) sieht in den weiter steigenden Sammelmengen bei Bioabfällen in Deutschland eine „erfreuliche Entwicklung“. Zugleich kritisiert der Verband jedoch, dass immer noch Bioabfälle im Restmüll entsorgt werden.
„Es ist ein gutes Signal, dass Städte und Gemeinden ihren Fokus bei der Getrenntsammlung von Abfällen immer stärker auch auf Bioabfälle legen. Die Entwicklung der Sammelmengen spricht dabei für sich. Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft“, sagte BDE-Präsident Peter Kurth. Der Verband weist darauf hin, dass bundesweit noch immer rund 39 Prozent des Restmülls falsch entsorgte organische Abfälle sind. „Der Schatz der Bioabfälle ist also noch lange nicht gehoben“, so Kurth.
Biotonne noch immer nicht vollständig eingeführt
Kurth betonte, dass die Biotonne trotz entsprechend geltender gesetzlicher Regelungen bundesweit immer noch nicht vollständig eingeführt ist. „Es ist wirklich ein Ärgernis, dass zwar seit 2015 die Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen besteht, sie aber vielerorts einfach nicht vollzogen wird,“ so der BDE-Präsident. Hier müssten Städte und Gemeinden ihrer Pflicht endlich nachkommen.
Das bedeute konkret, dass nicht funktionierende Bringsysteme und auf Freiwilligkeit beruhende Biotonnensysteme abgeschafft gehörten und dass in den Ausschreibungen stärker auf die Vergärung und anschließende Kompostierung der Gärreste gesetzt werden müsse. Gerade vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Energiekrise in Deutschland sei es ratsam, stärker auf Biogas zu setzen. Derzeit werde der deutsche Gasbedarf zu einem Prozent mit Biogas gedeckt. Diese Menge ließe sich, so Kurth, mit einem stärkeren Einsatz von Biotonnen mindestens verdoppeln.
Der BDE-Präsident unterstrich außerdem die Notwendigkeit der Verbraucherbeteiligung, um die Bioabfallsammlung noch effektiver zu gestalten. „Um noch mehr und noch bessere Bioabfälle zu gewinnen, kommt es insbesondere auf das Engagement der Verbraucher an. Dafür brauchen sie klare Informationen und einen einfachen Zugang zur Sammlung. Hier engagiert sich der BDE mit in der Aktion Biotonne Deutschland, die sich in den vergangenen Jahren als bundesweites Netzwerk für nützliche Informationen rund um die Sammlung von Bioabfällen etabliert hat. Mit ihrer „28-Tage-Biotonnen-Challenge“, die am 7. November startet, wird die Aktion Biotonne auch in diesem Jahr sachgerecht über Nutzen und Verwendung der Bioabfälle informieren und zu noch besserer Sammlung ermuntern,“ erklärte der BDE-Chef.