Hausmülldeponien
BDE fordert EU-weites Verbot bis 2030

27.03.2023 Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) hat erneut auf die Notwendigkeit eines Deponierungsverbots für unbehandelte Siedlungsabfälle in ganz Europa hingewiesen. Zugleich betonte der Verband die thermische Verwertung als in mehrfacher Hinsicht bessere Alternative zur Deponierung von nicht recyclingfähigen Abfällen.

v.l.: EEW-CFO Markus Hauck, BDE-Präsident Peter Kurth, EU-Abgeordente Hildegard Bentele, Aurel Ciobanu-Dordea von der GD Umwelt der EU-Kommission, MVV-Umwelt-Geschäftsführer Christian Hower-Knobloch und Bärbel Birnstengel von Prognos.
© Foto: Pascal Hugo
v.l.: EEW-CFO Markus Hauck, BDE-Präsident Peter Kurth, EU-Abgeordente Hildegard Bentele, Aurel Ciobanu-Dordea von der GD Umwelt der EU-Kommission, MVV-Umwelt-Geschäftsführer Christian Hower-Knobloch und Bärbel Birnstengel von Prognos.

„Wer es mit Klimaschutz und Ressourcenschonung in Europa ernst meint, kommt an einem solchen Deponierungsverbot nicht vorbei, sagte BDE-Präsident Peter Kurth am Donnerstag in Brüssel anlässlich einer Diskussionsveranstaltung mit Vertretern von Kommission, Parlament und Unternehmen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Bärbel Birnstengel von Prognos einige Schlüsselergebnisse der bekannten Studie zum CO2-Reduktionspotential in der europäischen Abfallwirtschaft vor. Die Umleitung von Abfällen von Deponien sei unerlässlich für ein funktionierendes Recycling. Dafür müsse es auch die richtigen Rahmenbedingungen seitens der Politik geben. Der völlige Verzicht auf Hausmülldeponien habe ein CO2-Minderungspotential von rund 120 Millionen Tonnen.

Thermische Verwertung steht nicht in Konkurrenz zum Recycling

Christian Hower-Knobloch, Geschäftsführer der MVV Umwelt, hob in seinem Beitrag die besondere Bedeutung der Thermik bei der Hygienisierung und sicheren Entsorgung von Abfällen, der Verwertung bzw. des Recyclings von Schlacken sowie der klimaneutralen Prozessdampf- und Fernwärmeversorgung hervor. Zudem könne die thermische Klärschlammverwertung einen Beitrag zum Phosphorrecycling und zur Herstellung von Düngemitteln beitragen.

Thermische Verwertung stehe nicht in Konkurrenz zum Recycling, da die Thermik diejenigen Abfälle verwerten soll, die nicht anderweitig verwertet oder nur deponiert werden können, so Hower-Knobloch. Die Thermik sei eine unabdingbare Ergänzung zum Recycling und damit als Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft der viel schädlicheren Deponierung überlegen.

Thermische Abfallverwertung als Türöffner für ein besseres Recycling

EEW-Finanzchef Markus Hauck erläuterte, dass WtE-Anlagen in der Lage sind, einen wesentlichen Beitrag zu den Klima- und Rohstoffzielen der Europäischen Union zu leisten. Die thermische Verwertung von Abfällen habe die Chance, diese Industrie als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sogar zu einer CO2-positiven zu machen und CO2 als Rohstoff zu nutzen.

Nicht Waste-to-Energy solle künftig die Aufgabenstellung sein, sondern Waste-to-Value. Denn anders als oft angenommen, handelt es sich bei der thermischen Abfallverwertung nicht um eine End-of-pipe-Technologie, sondern um einen Türöffner für ein besseres, hochwertigeres und umweltfreundlicheres Recycling – im Gegensatz zur Deponierung.

Die genannten Punkte waren dann auch Gegenstand der anschließenden Panel-Diskussion, an der auch der Direktor Kreislaufwirtschaft in der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission, Aurel Ciobanu-Dordea und die Europaabgeordnete Hildegard Bentele, die auch Mitglied im ENVI-Ausschuss ist, teilnahmen.

Wie bekommt man eine Mehrheit unter den EU-Mitgliedern?

Ciobanu-Dordea betonte, dass es für diese Forderungen eine Mehrheit unter den EU-Mitgliedern geben müsse und hob die Pläne der EU hervor, wonach bis zum Jahr 2035 nur noch zehn Prozent der Abfälle in Europa deponiert werden sollen.

Die EU-Abgeordnete Hildegard Bentele ermunterte ebenfalls in der Diskussion die Entscheider in der Kommission zum schnelleren Handeln. Zugleich lobte sie das Engagement der Unternehmen für mehr Kreislaufwirtschaft und eine moderne Abfallbehandlung.

Ausstieg aus der Abfalldeponierung ist eine los-hanging-fruit im Kampf gegen den Klimawandel

„Die Beendigung der Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle ist eine besonders low-hanging-fruit im Kampf gegen Methangasemissionen und Klimawandel. Wir könnten Millionen Tonnen Wertstoffe zusätzlich für das Recycling gewinnen und zig Millionen Tonnen Methangasemissionen vermeiden“, sagte BDE-Präsident Peter Kurth. „Etliche Länder in der EU haben so wie Deutschland gezeigt, dass das möglich ist.

„Die Bundesregierung ist aufgefordert, die Verabredung im Koalitionsvertrag ernst zu nehmen und in Brüssel jetzt aktiv zu werden. Die Revision der Abfallrahmenrichtlinie in diesem Jahr und der Deponierichtlinie im nächsten Jahr können der regulatorische Rahmen für ein solches Verbot sein.“

Wie viel würde der Ausstieg aus der Abfalldeponierung kosten?

Wie viel würde die EU der Ausstieg aus der Abfalldeponierung kosten? Diese und andere Fragen beantwortet Markus Hauck im Interview mit ENTSORGA.

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