Berlin steckt voller Energie
Erstes Flusswasser-Kraftwerk in Berlin

09.01.2023 Die Firma BTB GMBH stellte am 6. Januar 2023 am Standort des Heizkraftwerks Berlin-Schöneweide die Dekarbonisierungsstrategie ihres Erzeugerparks vor. Ein erster Modulbaustein für eine fossilfreie Fernwärme stellen dabei zwei neu installierte Flusswasser-Großwärmepumpen dar.

In Berlin-Schöneweide werden ab Frühjahr 2023 zwei Flusswasser-Großwärmepumpen mit einer thermischen Leistung von 2x > 3,5 MWth umweltfreundlich Fernwärme erzeugen.
© Foto: Andritschke
In Berlin-Schöneweide werden ab Frühjahr 2023 zwei Flusswasser-Großwärmepumpen mit einer thermischen Leistung von 2x > 3,5 MWth umweltfreundlich Fernwärme erzeugen.

Im Jahr 2022 ist die zum Erreichen der deutschen Klimaziele erforderliche Reduktion der CO-Emissionen ausgeblieben: Deutschlands Treibhausgasausstoß stagnierte bei rund 761 Mio. t CO. Aktuelle Berechnungen von Agora Energiewende, die der Thinktank in seiner Auswertung des Energiejahres 2022 veröffentlicht hat, belegen das. Demnach lag die Emissionsminderung 2022 im Vergleich zum Referenzjahr 1990 bei knapp 39 % und damit zum zweiten Mal hinter dem 2020 erreichten Klimaziel von 40 %. „Die CO-Emissionen stagnieren auf hohem Niveau, und das trotz eines deutlich niedrigeren Energieverbrauchs von Haushalten und Industrie. Das ist ein Alarmsignal im Hinblick auf die Klimaziele“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende.

„2022 sind die Klimaziele aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten. Auch das im Koalitionsvertrag für 2022 angekündigte Klimaschutzsofortprogramm ist die Regierung schuldig geblieben“, sagt Simon Müller. Dabei ist die Zustimmung zur Energiewende in der Bevölkerung deutlich gewachsen. Haushalte und Unternehmen wollen zu klimaneutralen Technologien wechseln und die Nachfrage nach Solaranlagen oder Wärmepumpen ist in die Höhe geschossen. „2023 muss die Regierung die Trendwende schaffen: raus aus den fossilen Energien und konsequent rein in die Erneuerbaren. Das hilft dem Klima, senkt die Preise und macht uns unabhängig von fossilen Energieimporten“, betont Müller.

Flusswasser-Großwärmepumpen


Aber es gibt schon Lichtblicke. Einer davon wurde kürzlich in Berlin vorgestellt. Die Fa. BTB,  Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft bmH Berlin, ist ein mittelständisches Unternehmen, das Energieversorgungsanlagen, Energienetze und dezentrale Einzelanlagen in Berlin plant, finanziert, errichtet und betreibt. Am 6. Januar stellte die EON-Tochter im Beisein der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, ihr Konzept zur Dekarbonisierung dreier firmeneigener Heizkraftwerke und des 160 km langen Fernwärmenetzes im Südosten Berlins (Treptow-Köpenick, Neukölln) vor. Auf dem Gelände des Heizkraftwerks Schöneweide beginnt mit der Fertigstellung von zwei Flusswasser-Großwärmepumpen ein neues Zeitalter, weg von der fossilen hin zu einer grünen Fernwärmeerzeugung. Als Wärmequelle dient hierbei die Spree. Wenn die Anlage im Frühjahr 2023 bei einer Quellwärmetemperatur von mind. 8 °C in Betrieb geht, werden ca. 700 m3 Spree-Wasser stündlich durch zwei Großwärmepumpen fließen und zweistufig Fernwärme mit einer Vorlauftemperatur von bis zu 93 °C erzeugen. In den Monaten April bis September werden die beiden Wasser/Wasser-Wärmepumpen des Herstellers Friotherm mit je 3.500 kW thermischer Leistung zukünftig rund ein Drittel des Sommerwärmebedarfs der Kunden im Fernwärmenetz decken. Die individuell für die BTB gefertigte Anlage wird mit ihrer maximal möglichen Heizleistung zu den größten Anlagen dieser Art in Deutschland gehören. Die Anlage wurde im Rahmen der Erweiterung des Fernwärmeverbunds der BTB errichtet und gehört zu zwei baugleichen, innovativen KWK-Systemen. Die Flusswasser-Wärmepumpen sind dabei die für iKWK-Projekte geforderte erneuerbare Komponente“, erläutert BTB-Geschäftsführer David Weiblein. Von dem innovativen Projektansatz profitiert aber nicht nur die Berliner Luft, sondern auch die Spree. Gerade in den Sommermonaten, wenn die Stadtspree weniger Zufluss aus der Lausitz erhält und die Wassertemperaturen steigen, kann das durch Wärmeentzug gekühlte und in die Spree rückgeleitete Flusswasser (mind. 4 °C) dazu beitragen, das Ökosystem Fluss zu stabilisieren und Fischsterben wegen Sauerstoffarmut vermeiden helfen.

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