Dekarbonisierung
Deutschland und Norwegen unterzeichnen strategische Partnerschaft

06.01.2023 Deutschland und Norwegen haben eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Klima, erneuerbare Energien und grüner Industrie unterzeichnet. Gemeinsames Ziel ist es, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben. In dieser Woche ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu politischen Gesprächen in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist.

Bundeswirtschaftsminister Robert Hobeck und der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre.
© Foto: IMAGO/NTB
Bundeswirtschaftsminister Robert Hobeck und der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre.

Im Mittelpunkt der Gespräche steht der Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung, insbesondere die Herstellung und Lieferung von Wasserstoff und die Dekarbonisierung energieintensiver Industriebranchen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Dazu verstärken Deutschland und Norwegen ihre Energiekooperation und weiten sie aus.

Habeck besucht CO2-Abscheideanlage

Das BMWK kündigte an, dass Habeck unter anderem in der Gemeinde Brevik die weltweit erste CO2-Abscheideanlage im Industriemaßstab in einer Zementproduktionsanlage besichtigen wird. Die Anlage befindet sich im dortigen Zementwerk der Firma Heidelberg Materials. Bei der Firma Nel im Industriepark Herøya ist ein weiterer Besuch geplant. Hier ist die weltweit erste vollautomatisierte Fabrik zur Herstellung von Elektrolyseuren in Betrieb gegangen.

„Norwegen ist ein wichtiger, gleichgesinnter und sehr verlässlicher Partner für Deutschland. Das hat sich letztes Jahr nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise noch mal eindrücklich bewiesen. Unsere enge Zusammenarbeit in Energie- und multilateralen Klimafragen wollen wir weiter vertiefen. Gemeinsam wollen wir die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorantreiben und dafür jetzt alle notwendigen Weichen stellen“, sagte Habeck.

Europäische Netz- und Wasserstoffinfrastruktur aufbauen

„Norwegen ist heute unser wichtigster Energielieferant und soll es auch auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft bleiben. Heute beziehen wir den Großteil unseres Erdgases aus Norwegen, in Zukunft wollen wir zunehmend Offshore-Windenergie und Wasserstoff importieren; zunächst blauen, dann immer mehr grünen Wasserstoff. Dafür gilt es jetzt gemeinsam, eine europäische Netz- und Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen und die Produktion anzuschieben. Außerdem wollen wir wichtige Felder der grünen Industriepolitik stärken, wie die Batteriezellenproduktion, die Mikroelektronik oder der Rohstoffgewinnung.“

In einem Arbeitsprogramm wird die strategische Partnerschaft weiter konkretisiert. So werden Deutschland und Norwegen unter anderem ihre Zusammenarbeit im Bereich der Rohstoffe und der damit verbundenen strategischen Wertschöpfungsketten intensivieren. Das betrifft auch den Bereich Mikroelektronik. Auch bei der Speicherung von CO2 soll es eine Zusammenarbeit geben, insbesondere mit Blick auf Einspeicherungsmöglichkeiten in Norwegen.

Im Joint Statement zu Wasserstoff bekräftigen Norwegen und Deutschland ihre gemeinsame Absicht bis 2030 eine großflächige Versorgung mit Wasserstoff und das Ziel, die dafür notwendige Infrastruktur von Norwegen nach Deutschland aufzubauen.

H2 aus Norwegen: Hohes Erzeugungspotenzial, geringer Eigenverbrauch

Norwegen hat nach Zahlen des European Hydrogen Backbone 2030 Erzeugungspotentiale von bis zu 50 THW grünem Wasserstoff und 150 THW bis 2040, demgegenüber steht ein relativ geringer Eigenverbrauch von grünem Wasserstoff.

Mittelfristig ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums daher geplant, grünen Wasserstoff aus Norwegen nach Deutschland zu importieren. Die Gespräche über eine Wasserstoff-Pipeline laufen weiter. Als Ergebnis eines bilateralen Runden Tisches wird dazu derzeit eine gemeinsame Machbarkeitsstudie unter Beteiligung der Wirtschaft durchgeführt. Die Ergebnisse sollen in diesem Frühjahr vorliegen.

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