DUH
Lebendige Auen – Kooperationsprojekt in Thüringen
Der Biotopverbund von nationaler Bedeutung müsse, wie in der Naturschutzoffensive 2020 gefordert, mit dem Bundesprogramm „Blaues Band“ schnellstens konsequent umgesetzt werden. Über die Bundeswasserstraßen hinaus müsse das Nebengewässernetz eingebunden werden, denn dort befänden sich nicht nur die letzten Populationen von Feuersalamandern oder die Laichplätze der stark bedrohten Lachse. Hier entstehen auch die Hochwässer, die die Menschen an Oder, Elbe und Rhein in Atem halten.
Modellprojekt an der Weißen Elster
Bei der Auftaktveranstaltung eines neuen Modellprojekts an der Weißen Elster am 7. August, betonte der Bundesvorsitzende der DUH, Harald Kächele, im Beisein der Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund: „Intakte Flüsse und Auen spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen das Artensterben. Hier leben zwei Drittel der mitteleuropäischen Arten. Doch im heutigen Zustand können unsere Flusslandschaften unzähligen Tieren und Pflanzen keine geeigneten Lebensräume und Wanderkorridore mehr bieten. Auch für klimabedingte Schwankungen des Wasserstands gibt es kaum noch Puffer. Das wird in Zeiten zunehmender Dürreperioden und Starkregenereignisse auch für den Menschen gefährlich. Deshalb freuen wir uns, dass Thüringen im Gewässerschutz auf dem richtigen Weg ist und Brücken zwischen Naturschutz, Wasserwirtschaft und Landwirtschaft baut.“
Die DUH startet nun zusammen mit der Natura2000-Station Osterland ein Modellprojekt in Ostthüringen und kooperiert dafür mit den Referaten Flussgebietsmanagement und Wasserbau des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN). Ziel ist es, an der Weißen Elster, der Weida und ihren Nebenflüssen abschnittsweise einen Auen- und Fließgewässer-Biotopverbund zu initiieren.
Entwässerte Auen
„Wir haben unseren Flüssen ein Korsett aus Wasserbausteinen verpasst und unsere Auen entwässert, bis fast der letzte Tümpel einem Maisacker gewichen ist. Die problematischen Folgen beklagen heute alle, aber wir müssen auch zu Lösungen kommen“, sagt Sabrina Schulz, Leiterin des Lebendige-Flüsse-Teams im Naturschutzbereich der DUH. Im Projekt „Blauer Biotopverbund im Einzugsgebiet der Weißen Elster“ – kurz: „Auenweiden“ – erhalten Landwirtschaftsbetriebe, die in der Flussaue nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte umsetzen möchten, Beratung und Unterstützung. Die Mittel reichen aus, um knapp 300 Hektar Flussaue einzuzäunen und in extensive Weide zu verwandeln. Die Vision: Eine Landschaft, in der feuchte Auwiesen mit Kiebitz und Kammmolch, lebendige Flüsse mit Kolken und Kiesbänken und landwirtschaftliche Nutzung mit robuster Herdenhaltung Platz haben – und im Fall der Fälle auch das Hochwasser, bevor es Schaden anrichtet.
Die DUH engagiert sich bereits seit 2012 in Thüringen für den Biotopverbund an Flüssen. In einem von Thüringen finanzierten, umfangreichen Fischotterschutz-Programm hat die DUH zusammen mit Thüringer Experten 1600 Kreuzungsbauwerke an Flüssen untersucht und an 23 Brücken fehlende Uferstreifen eingebaut. Sie ersparen dem Otter den lebensgefährlichen Weg über die Straße. Mit Erfolg: Der Fischotter breitet sich langsam wieder aus. Drei weitere Querungshilfen, die auch anderen Arten zu Gute kommen, befinden sich derzeit in der Bauphase. Diese Erfahrungen sollen in andere Bundesländer übertragen werden.
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