Künftige Mobilität
Von der Stadt aufs Land – und retour

01.12.2021 Die Mobilität der Zukunft soll nachhaltig, klimaneutral und bezahlbar sein. Hier setzt das von der Bunderegierung gegründete Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM) an.

Die Straßenbahn in Karlsruhe fährt bereits heute weit in die Region - zum Beispiel bis nach Freudenstadt.
© Foto: KIT
Die Straßenbahn in Karlsruhe fährt bereits heute weit in die Region - zum Beispiel bis nach Freudenstadt.

Mit einem Knotenpunkt in München bündelt es Forschung und Innovation, erarbeitet Konzepte für eine zukunftsgerichtete Mobilität und bietet Mobilitätsideen und Forschungsansätzen eine zentrale Plattform. Einer der Standorte des DZM ist Karlsruhe. Das erste Forschungsprojekt „Country to City Bridge – C2CBridge“ mehrerer Karlsruher Einrichtungen rund um die Mobilität unter Federführung des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist nun in der Antragsphase. Es soll untersucht werden, wie ein öffentliches Verkehrsangebot die Kluft zwischen Land und Stadt effizient und attraktiv überbrücken kann.

Für den Karlsruher OB Frank Mentrup, der gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des KIT, Thomas Hirth, die Vertreter:innen des DZM zum persönlichen Kennenlernen begrüßte, „ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer Modellregion für nachhaltige Mobilität gesetzt. Karlsruhe steht für exzellente Mobilitätsforschung in etablierten Kooperationsstrukturen, wie beispielsweise der ‚Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe‘. Auf diesen Strukturen wollen wir weiter aufbauen und uns erfolgreich als Zweigstelle des DZM etablieren“, sagte der OB. Die Verbindung von Stadt und Land mittels innovativer Technologie habe in Karlsruhe dabei eine besondere Tradition, betonte Mentrup. „Die Pionierleistung des weltweit beachteten Karlsruher Modells, bei dem zum ersten Mal die Stadt und das Land mit dem öffentlichen Nahverkehr auf Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken verknüpft wurden, hat die Grundlagen geschaffen. Nun wollen wir mit unserer breiten und hoch qualifizierten Forschungslandschaft an neuen Lösungen arbeiten.“

„Innovative Technologien bieten neue Möglichkeiten durch Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung“, so Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales des KIT. „Mit einem breiten interdisziplinären Ansatz werden wir bei C2CBridge diese Potenziale voll ausschöpfen. Klares Ziel ist, ein wirklich bedarfsgerechtes Verkehrssystem zu entwickeln und eine echte Alternative zum privaten Auto als Pendlerverkehrsmittel anzubieten.“

Ein optimales Verkehrssystem für den ländlichen Raum sehe anders aus als eines für die Stadt, erläuterte der Koordinator des Projektes C2CBridge, Frank Gauterin vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik am KIT. In dichten, urbanen Räumen müssten Verkehrssysteme eine hohe Kapazität bei wenig Platzbedarf bieten, im ländlichen Raum hingegen vor allem die Fläche erschließen. Der klassische öffentliche Verkehr mit seiner starken Bündelung der Ströme könne die Fläche nicht wirtschaftlich bedienen, das Auto aber brauche in der Stadt zu viel Platz.

Als eine entscheidende Komponente eines öffentlichen Verkehrsangebots, das die Kluft zwischen Land und Stadt effizient und attraktiv überbrückt, sollen in Karlsruhe autonome Fahrzeuge untersucht werden, die in der Fläche zwar individuell und verteilt operieren, beim Übergang in die Stadt aber zu effizienten Verbünden gekoppelt werden können. Zum Einsatz kommen sollten dabei Fahrzeuge, die elektrisch, autonom und vernetzt sein würden, erläutert Gauterin. Ein solches System eines individualisierten öffentlichen Verkehrs gebe der Verkehrsplanung mehr Freiheit und vermeide den harten Bruch zwischen motorisiertem Individualverkehr und klassischem öffentlichen Verkehr. Das Fahrzeugkonzept aus C2CBridge solle weder den etablierten Nahverkehr ersetzen, noch sei es darauf beschränkt, die letzte Meile zu überbrücken, also etwa den Weg von der Haustür zur Haltestelle sicherzustellen. Vielmehr solle erforscht werden, wie die optimale Kombination der Verkehrssysteme aussehe und wie die Übergänge gestaltet werden müssten.

Technische Lösungen werden bei C2CBridge Hand in Hand mit planerischen Konzepten entwickelt: Dazu zählen Analysen von Mobilitätsvorgängen und ‐bedürfnissen in unterschiedlichen Raumtypen wie Stadt und Land genauso wie die Konzeption und der Bau von Prototypen von Fahrzeugen und Mobilitätsstationen. Dafür bringt das Projekt Expertinnen und Experten aus Sozialwissenschaften, Raum-, Stadt- und Verkehrsplanung, Geografie, Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Mathematik und Wirtschaftswissenschaften zusammen.

Details zur Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe: https://www.profilregion-ka.de/index.php/de/

 

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