Erdüberlastungstag
Deutschland erreicht planetare Grenzen – wieder einmal

04.05.2023 Am heutigen 4. Mai hat Deutschland seinen Erdüberlastungstag. Damit hat Deutschland seine planetaren Grenzen erreicht und seine verfügbaren natürlichen Ressourcen verbraucht, die für das ganze Jahr hätten ausreichen sollen. Umweltverbände fordern von der Politik mehr Anstrengungen beim Einsparen von Ressourcen.

Erdüberlastungstag 2023: Umweltverbände fordern mehr Anstrengungen beim Ressourcensparen.
© Foto: IMAGO/agrarmotive
Erdüberlastungstag 2023: Umweltverbände fordern mehr Anstrengungen beim Ressourcensparen.

„Wirtschaft, Politik und Gesellschaft setzen voll auf Wachstum. Das wirkt: In etwas mehr als einem Drittel des Jahres haben wir bereits die natürlichen Ressourcen des ganzen Jahres verbraucht. So kann es nicht weitergehen“, sagte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Aus Sicht des Krügers mangelt es an politischen Korrekturen dieser Fehlentwicklung. „Wo ist der Plan, wie wir beherzt gegensteuern und unsere Handlungen stärker am ökologischen Fußabdruck orientieren? Er fehlt. Dabei ist alles andere vorsätzlicher Betrug an unser aller Zukunft.“

BUND fordert Ressourcenschutzgesetz

Gegen diese Verschwendung fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einem Ende April veröffentlichten Positionspapier von der Bundesregierung bis 2026 ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Schutzzielen. Es müsse sich auf Ressourcen wie Böden und Flächen, Acker- und Weideland, Fischgründe, Wald und Holz beziehen. Und gleichermaßen auf Baumaterialien wie Beton und Gips sowie Lithium und andere Metalle, die unter anderem für Elektronik und Batterien benötigt werden.

„Ab heute leben wir in Deutschland für den Rest des Jahres auf Pump. Das geht auf Dauer nicht gut. Wir verschwenden Ressourcen auf Kosten unserer Kinder, Enkel und der gesamten Weltbevölkerung“, sagte Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender. Die Bundesregierung müsse noch in dieser Legislaturperiode ihre Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag einlösen. Der rechtliche Rahmen müsse so angepasst werden, dass der Ressourcenverbrauch reduziert werde. Das sei nur mit einem Ressourcenschutzgesetz möglich. Um Klimakrise und Artensterben einzudämmen, müsse der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken.

Ressourcenverbrauch muss laut BUND bis 2030 halbiert werden

Aus Sicht des Umweltverbandes muss der Verbrauch in Deutschland als Zwischenziel bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum derzeitigen Bedarf sinken. Dafür müsse der Verbrauch in fast allen Bereichen deutlich reduziert werden. Neben der Kohleindustrie würden noch zahlreiche andere Branchen verschwinden, deutlich schrumpfen oder ganz neu aufgestellt werden müssen. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssten sich neu aufstellen. „Die Ziele erreichen wir nur mit weniger Autos, Straßenbaubetrieben und Tankstellen“, so der BUND.

Mit dem Wegfall ihres Hauptrohstoffes Erdöl braucht es aus Sicht des Umweltverbandes auch in der Chemieindustrie weniger umweltschädliche Produkte, denn ein Ausweichen auf nachwachsende Rohstoffe ist nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Ein Ressourcenschutzgesetz und verbindliche Ziele könnten helfen, diesen Wandel planbar zu gestalten. „Andernfalls werden uns Klimakrise, Wasserknappheit und Artensterben bald zu viel radikaleren Maßnahmen zwingen.“

Globale Erwärmung und Artensterben sind nur Symptome der Ressourcenverschwendung

„Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Auswirkungen der Klimakrise niemals eindämmen können. Denn das ökologische Hauptproblem ist die Ressourcenverschwendung. Artensterben und globale Erwärmung sind nur die Symptome“, sagte Brandt. „Wenn wir eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir das Problem endlich bei der Wurzel packen. Wir brauchen einen rechtlich verbindlichen und klaren Reduktionspfad.“

Weder national noch international Ebene gibt es bisher einen rechtlichen Rahmen, um den Ressourcenverbrauch zu verringern. Nicht einmal verbindliche Ziele sind formuliert. Dabei ist der Verbrauch für 90 Prozent des Wasserstresses und des Verlusts an biologischer Vielfalt verantwortlich, zudem für die Hälfte der globalen Treibhausgase. Auch werden die Ressourcen weltweit sehr ungleich in Anspruch genommen. Entsprechend ungleich verteilt sich der Schaden.

Mit der Erarbeitung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie hat sich die Bundesregierung auf den Weg gemacht den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Dies kann jedoch nur der erste Schritt sein. Eine Kreislaufwirtschaftsstrategie allein wird nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu meistern.

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