Emschergenossenschaft
Das Ruhrgebiet soll zum Schwammgebiet werden

26.07.2021 Im Ruhrgebiet haben die Hochwasserrückhaltebecken ihre Aufgabe erfüllt, die Deiche haben gehalten, es kam zu keinen extremen Überflutungen. Das Emscher-System musste sich jedoch mit den teils extremen Niederschlagsereignissen einem bislang noch nicht da gewesenen Härtetest unterziehen.

Das Regenüberlaufbecken am Borbecker Mühlenbach in Essen nimmt die Wassermassen auf.
© Foto: Andreas Fritsche/EGLV
Das Regenüberlaufbecken am Borbecker Mühlenbach in Essen nimmt die Wassermassen auf.

Obwohl die Bilanz positiv ausfiel, will die Emschergenossenschaft den Hochwasserschutz für die Region weiter verbessern. „Die Wasserwirtschaft hält alle gesetzlichen Vorgaben zur Hochwasservorsorge ein und geht mit dem Schutzniveau zum Teil deutlich über diese Vorgaben hinaus. Aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Intensität der Starkniederschläge reicht das aber zukünftig nicht aus“, fasst Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, zusammen. Aufgrund der besonderen Situation im Ruhrgebiet mit einer hohen Bevölkerungsdichte, dem hohen Grad an versiegelten Flächen, einem enormen Schadenspotential und der Belastung durch Bergsenkungen, sieht der Chef des Wasserwirtschaftsverbandes weiteren Handlungsbedarf.

„Wir müssen deutlich mehr Retentionsflächen schaffen, die im Hochwasserfall kontrolliert geflutet werden können. Neben Finanzierungsfragen ist hierbei besonders die Flächenknappheit ein Problem. Hier gilt es, über neue Formen der gemeinsamen Nutzung von Landwirtschaft und Wasserwirtschaft nachzudenken“, so Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Städte müssen funktionieren wie ein Schwamm

In den Städten müsse sich eine neue Form des Städtebaus etablieren, die dem Prinzip der „Schwammstadt“ folgt: Entsiegelung von befestigten Flächen, die Schaffung „multifunktionaler“ Flächen, bspw. Sportplätzen, die im Bedarfsfall geflutet werden können oder der Bau von Gründächern und Fassadenbegrünungen. Die Erschließung von zusätzlichen Stauungsräumen in der Kanalisation durch eine optimierte, einheitliche Kanalnetzsteuerung und die Verringerung von Schnittstellen sei ebenfalls ein wichtiger Beitrag. „Im Ruhrgebiet hat die Ruhrkonferenz mit dem Projekt ‚Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft‘ ein leistungsfähiges Netzwerk der Wasserverbände und der Kommunen gegründet und bereits erste Projekte umgesetzt – für mich ein Modell mit Vorbildcharakter“, so Uli Paetzel.

Renaturierung wird Hochwasserschutz weiter verbessern

Im Emscher-Gebiet verhinderten auch die 22 Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft, die ein gesamtes Rückhaltevolumen von 2,8 Mio. m³ Volumen haben, Schlimmeres. Die Renaturierung der Gewässer nach der Abwasserfreiheit wird den Hochwasserschutz weiter verbessern: Oberflächen- und Abwasser werden getrennt abgeführt, eine Aufweitung der Gewässer bietet mehr Raum und begrünte Ufer werden dafür sorgen, dass Wasser langsamer ablaufen kann.

Extreme Niederschlagssummen bringen Systeme an ihre Grenzen

Aber: „Die dramatischen Hochwasserereignisse im Bergischen Land und in linksrheinischen Katastrophengebieten zeigen, dass langsam ziehende Starkniederschlagsgebiete Niederschläge auch über 200 mm am Tag verursachen. Auch die besten technischen Systeme können derartige Niederschläge nicht aufnehmen und abführen“, so Emanuel Grün.

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