Hochwasserschutz in Borken
Folie nein, Stahlbeton nein, Gfk: ja

04.03.2022 Im Borkener Stadtteil Gemen hat man nach Hochwasser-Erfahrungen vor einigen Jahren nunmehr Vorkehrungen getroffen: Zum Einsatz kamen GFK-Rohre von Amiblu, die als Stauraumsystem mit einem Volumen von 300 m3 für Sicherheit sorgen.

Gfk stellte sich in Borken als das geeignete Material für den Hochwasserschutz heraus
© Foto: Amiblu
Gfk stellte sich in Borken als das geeignete Material für den Hochwasserschutz heraus
Überschwemmungen, vollgelaufene Keller, überspülte Straßen und Feuerwehrleute im Dauereinsatz – diese Bilder sind den Menschen im westfälischen Kreis Borken noch leidvoll in Erinnerung. Infolge zweier Starkregen hatten sie im Juni 2016 mit den Auswirkungen eines Hochwassers zu kämpfen, das besonders im Borkener Stadtteil Gemen viele Schäden anrichtete. Damit sich dieses Szenario nicht noch einmal wiederholt, ließ die Stadt nun Vorkehrungen treffen. Verschiedene Hochwasserschutzmaßnahmen sind bereits umgesetzt. Die größte davon ist die Schaffung eines Stauraumkanals im Bereich der Straße Feldstiege.


Anfangs war dabei ein in Folie eingeschweißtes Rigolensystem in Erwägung gezogen worden. Die Stadt Borken als Auftraggeberin hatte entsprechende Pläne nach einiger Überlegung allerdings wieder verworfen: Auch die Idee, Stahlbeton einzusetzen, war wegen des Handlings und der sehr geringen Überdeckung vor Ort schnell wieder vom Tisch. Da der Maßnahmenbereich in einem Wohngebiet liegt, sollte der Stauraumkanal einer Verkehrsbelastung von SLW 60 standhalten. Gemeinsam mit dem GFK-Rohrhersteller Amiblu fand die Stadt Borken schließlich die Lösung.

Eingebaut wurden in drei Abschnitten glasfaserverstärkte Kunststoffrohre ´in den Nennweiten DN 1500, DN 1200 und DN 800. Um das erforderliche Stauraumvolumen zu schaffen und gleichzeitig die Mindestüberdeckung einzuhalten, wurden die Rohre nach Nennweiten gestaffelt und jeweils parallel in Zweier bzw. – mit Blick auf DN 800 – in Dreiersträngen angeordnet. Dabei wurden die Übergänge von DN 1500 auf DN 1200 mit Reduzierstücken und von DN 1200 auf DN 800 mithilfe eines Verbindungsbauwerks realisiert. Der erste Abschnitt mit den beiden parallel liegenden DN 1500-Rohren ist dabei 51 m lang, der zweite Abschnitt mit den beiden DN 1200-Rohrsträngen 25 m sowie der dritte Bauabschnitt mit den drei parallel verbauten GFK-Rohren der Nennweite DN 800 knapp 49 m lang. „Auf diese Weise konnten wir das Problem mit der geringen Überdeckung lösen und dennoch gleichzeitig eine 300 m³ umfassende Regenrückhaltung schaffen“, fasst Marc Hirschmann von Amiblu die Vorteile zusammen.

Geringe Wanddicke

Uwe Hessing von der Stadtentwässerung fügt hinzu, warum GFK-Rohre für die Maßnahme am besten geeignet waren: „Da Stahlbetonrohre eine größere Wanddicke aufweisen, wäre die Überdeckung problematisch geworden, selbst bei Rechteckprofilen. Noch dazu wären sie sehr kostenintensiv gewesen“, so Hessing. Da die Möglichkeit für eine unkomplizierte Reinigung und Wartung des Stauraumkanals für die Stadt Borken von Bedeutung war, entschied man sich für Tangentialeinstiege, die eine Begehung ermöglichen. Ansonsten sollte sich die Anzahl der Kontrollschächte in Grenzen halten. „Wir haben Wert daraufgelegt, dass eine Kamerainspektion und Spülungen gut möglich sind“, so Hessing.

Bei der Verlegung der Rohre DN 800 mussten die Tiefbauer die komplette Straßenbreite nutzen. Etliche Zwangspunkte erschwerten die Baustellenabwicklung. Durch die Anbindung des Zu- und Ablaufs an den Bestandskanal gestaltete sich die Bauweise als sehr flach, mit einem Gefälle zwischen 0,5 % und 0,3 %. Auch vorhandene, die Straße querende, Leitungen mussten berücksichtigt werden: „An manchen Stellen, wie beispielsweise an der Schwalbenstraße, mussten die GFK-Rohre unter den Versorgungsleitungen verlegt werden. An anderer Stelle wurde der Stauraumkanal über einer querenden Schmutzwasserleitung verlegt. Da sie aus den 1950er Jahren stammte, haben wir sie im Zuge der Maßnahme gleich mit erneuern lassen. Sie liegt jetzt nur 10 cm unter der Sohle der GFK-Rohre. Auch hier war die geringe Wandung der glasfaserverstärkten Kunststoffrohre für unsere Voraussetzungen ideal“, so Hessing. Auch die Bodenbeschaffenheit stellte die Arbeiter vor eine Herausforderung. Schulten: „Der Boden bestand vorwiegend aus Lehm und Schluff und war nicht ausreichend tragfähig. Daher mussten wir ihn komplett austauschen.“

Mittlerweile konnte man bei der Stadt Borken auch bereits einen ersten Erfolgstest machen, wie Hessing erzählt: „Vor kurzem haben wir uns den Kontrollschacht am tiefsten Punkt einmal genauer angesehen. Ein verbliebener Rand zeigt an, dass der neue Stauraumkanal an dieser Stelle schon mal zu 2/3 voll gewesen sein muss. Das ist der beste Beweis, dass die Maßnahme vernünftig war und wir hiermit einen wichtigen Baustein im Sinne eines zuverlässigen Hochwasserschutzes umgesetzt haben. Für die nächsten Jahre sind wir hydraulisch bestens aufgestellt.“

 

 

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