Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband
Klimawandel, Folgen der Pandemie und Investitionen - Die öffentliche Wasserversorgung ist gefordert
Verbandsvorsteher Sven Ambrosy betonte, dass der OOWV sparsam wirt-schaftet, jedoch die Problemlagen so geballt aufträten, dass mit Blick auf die Kostenentwicklungen zum Jahreswechsel 2022/23 eine Anpassung der Trinkwasserpreise wohl leider nicht zu vermeiden ist. Zudem bestätigten auf Vorschlag des OOWV-Vorstandes die Delegierten Geschäftsführer Karsten Specht für weitere sechs Jahre im Amt.
„Wir blicken auf ein Geschäftsjahr 2021, in dem wir der Pandemie mit Robustheit getrotzt haben. Die Trinkwasserversorgung und Abwasser-entsorgung waren und sind jederzeit gewährleistet“, lobte Sven Ambrosy die Leistung der Beschäftigten. Jedoch räumte er auch ein: „Es zeichnen sich
Kostensteigerungen ab, die aus den Folgen der Pandemie, des Klima-wandels und aus Investitionen in die Infrastruktur resultieren.“ Die Verbands-versammlung wird erst im Dezember über die Höhe der Anpassung entscheiden. Die Folgen des Ukraine-Kriegs lassen sich derzeit noch nicht beziffern. Ambrosy kündigte jedoch an, dass man solche Beschlüsse gut und transparent vorbereiten und intensiv in den OOWV-Gremien mit den Mitgliedern diskutieren werde.
Um Preissteigerungen bei den Schmutzwasserkosten abzumildern, bereitet der OOWV den Umstieg aufs Gebührenrecht vor. Aktuell werden die Kosten für Schmutzwasser in Anlehnung an das Niedersächsische Kommunal-abgabengesetz als Entgelt kalkuliert. Der Gesetzgeber will hierauf künftig eine Umsatzsteuer erheben. Die durchschnittlichen Kosten würden um weitere zehn Prozent steigen. Durch die Einführung von Gebühren weicht der OOWV einer Besteuerung aus, da diese nicht umsatzsteuerrechtlich bewährt sind.
Der OOWV versorgt im Nordwesten mehr als eine Million Menschen und betreibt insgesamt 15 Wasserwerke. Im Abwasserbereich sind es 45 Kläranlagen, die die Entsorgung des Schmutzwassers für 38 Kommunen und einen Zweckverband sicherstellen. Ambrosy: „Die Investitionen in den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur sind erheblich. So nimmt der OOWV in der Trinkwassersparte im Jahr 2022 rund 52,6 Mio. € in die Hand, um Leitungen zu erneuern und Anlagen aufzurüsten. Im Abwasserbereich belaufen sich die Investitionen auf 54,5 Mio. €. Im Jahr 2021 hat der Verband erstmalig in seiner Geschichte die Bilanzsumme von einer Milliarde Euro überschritten. Diese Investitionen dienen der Versorgungssicherheit und bringen Wertschöpfung in die Region und sichern auch Arbeitsplätze bei den beauftragten Unternehmen.“
Die Vermögens- und Finanzlage ist stabil, doch das Umfeld um uns herum verändert sich dramatisch, beschrieb Karsten Specht die Situation. Hierbei wirken sich vor allem die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs aus. „Preisanstiege, Materialengpässe sowie gestörte Lieferketten betreffen nicht nur uns, sondern auch die von uns beauftragten Bauunternehmen. Es fällt allen Beteiligten immer schwerer, Zeit- und Kostenpläne in Bauprojekten einzuhalten“, so Specht. Obendrein hat der Nordwesten weiterhin mächtig Durst. Die Ausweisung und Erschließung von Bau- und Gewerbegebieten sowie die geplante Ansiedlung von Firmen in der Wasserstoff-Industrie treibt den Wasserbedarf in immer neue Höhen. Die bestehenden Wasserwerke laufen überwiegend am Limit. Demgegenüber stehen begrenzte Wasser-mengen und jahrelange Verfahren, wenn es um die Erhöhung von Wasserrechten geht. „Durch komplexe Antragsverfahren können wir mit dem Tempo, in dem sich Landkreise und Kommunen entwickeln, kaum Schritt halten“, betonte Specht. Lösungen hat der OOWV in einem Wasserver-sorgungskonzept zusammengefasst, das in Teilen bereits umgesetzt wird. So kann der Verband durch die spezielle Aufbereitung von gereinigtem Abwasser zur Verwendung für industrielle Zwecke jährlich rund 3,5 Mio. m3 Trinkwasser einsparen. Auch mit benachbarten Wasserversorgern wird bereits kooperiert. Der Mehrbedarf lässt sich dadurch jedoch nicht vollständig kompensieren. „Im Grunde benötigen wir zwei zusätzliche Wasserwerke. Dafür sind wir aber auf die Hilfe der Landkreise als untere Wasserbehörden angewiesen“, erklärte Sven Ambrosy. Die Standortsuche werde nach nachvollziehbaren und klaren Kriterien ablaufen – Bürgerbeteiligung mit eingeschlossen.
Mit der Vertragsverlängerung von Karsten Specht um weitere sechs Jahre im Amt des Geschäftsführers haben Vorstand und Verbandsversammlung eine wichtige Entscheidung getroffen. „Wir setzen damit ein Zeichen von Vertrauen, Kontinuität und Stabilität. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit bei der weiteren Entwicklung unseres erfolgreichen OOWV“, sagte Sven Ambrosy. Karsten Specht ist seit 2011 als Geschäftsführer für den OOWV tätig.