Kölner Abfalltage 2018 eröffnet
Abfallhierarchie in der Praxis: Abfallvermeidung durch Ökodesign?

20.11.2018 Die Kölner Abfalltage 2018 wurden in ihrer 27. Auflage vor über 100 Vertretern der Entsorgungswirtschaft eröffnet.

Rund 100 Fachleute sind in diesem Jahr bei den Kölner Abfalltagen zusammen gekommen.
© Foto: TK Verlag/boe
Rund 100 Fachleute sind in diesem Jahr bei den Kölner Abfalltagen zusammen gekommen.
Gleich am ersten Tag setzte Dr. Thomas Griese, Staatssekretär am Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz einen deutlichen Akzent, welche Rolle die Abfallbranche hat bzw. welche Bedeutung ihr zukommen sollte.
„Der Rhein hat bislang ein nie gekanntes Niedrigwasser; die Schiffe können nur ein Fünftel laden und machen somit fünf mal soviele Fahrten notwendig wie üblich“, so Griese. Es sei völlig unklar, wie die Situation bewältigt werden solle, vor allem dann, wenn mehrere solche Trockenjahre aufeinander folgten. Auch in der Forstwirtschaft sei eine dramatische Verbreitung des Borkenkäfers zu beobachten, der jetzt schon in der dritten Generation lebe. „Deutlicher können die Folgen des Klimawandels kaum sein“, so Griese. Um so wichtiger sei es, die Abfallwirtschaft unter den Aspekten des Klimaschutzes zu betrachten. Die Gewinnung und Nutzung von Biogas sei hier ein besonders wichtiger Punkt, denn Biogas könne als gut speicherbarer Energieträger die Schwankungen aus Fotovoltaik und Wind optimal ausgleichen.

Da das Thema Abfallhierarchie das zentrale Thema des ersten Kongresstages war, ging es verständlicherweise auch um das Thema Müllvermeidung. Einigkeit bestand bei allen Referenten darin, dass in Deutschland keinerlei Erfolge zu verzeichnen seien. Die Ökodesign-Richtlinie habe kaum Messbares zur Recyclingfähigkeit von Produkten beigetragen und beschränke sich auf die Kennzeichnung von Energieklassen bei Elektrogroßgeräten für den Endverbraucher. Das Recycling von immer komplexeren Materialverbindungen als Folge immer neuer Verpackungsvarianten stellt die Recycler vor immer neue, und im Prinzip unlösbare Aufgaben.

Bio-Plastik führte zur Abmahnung

Thomas Fischer als Leiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe e.V. konnte anhand zahlreicher Beispiele belegen, wie angebliche Fortschritte der Ressourceneffizienz beispielsweise durch immer dünnere Wandstärken bei Weißblech oder Kunststoff durch kleinere Gebindegrößen ins Gegenteil verkehrt wurden, weil das Verhältnis Verpackungseinsatz zu Inhalt immer schlechter wird. Zu Abmahnung hätte ein Joghurtbecher geführt, der aus Polymilchsäure (PLA), einem Bio-Kunststoff auf Basis von Mais, bestehe. Das Material sei in konventionellen Sortieranlagen überhaupt nicht zu sortieren und zu recyceln, obwohl der Hersteller das Gegenteil behaupte. Tatsächlich würden fast alle Joghurtbecher aus PLA bis verbrannt, selbst wenn sie im gelben Sack entsorgt wurden. Bei der Sortierung der im gelben Sack entsorgten Abfälle würde PLA bisher nicht abgetrennt, sondern gelangt mit anderen Sortierresten in die Verbrennung.


Am zweiten und letzten Kongresstag (Dienstag) wird es um die Themenbereiche Abfallhierarchie am Beispiel einzelner Abfallarten, Vollzug der Abfallhierarchie und um die Europäische Initiative zur Abfallvermeidung gehen.


www.koelnerabfalltage2018.de


M. Boeckh, Köln

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