IEEM
Wittener Forscher nehmen Wasserwerk in Vietnam „online“ in Betrieb
Trinkwasser für eine abgelegene Region
Bei dem Projekt, das von den Forschungsministerien in Deutschland und Vietnam gefördert wird, geht es darum, auch Menschen in abgelegenen Regionen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. „Kleine, abgelegene Siedlungen sind häufig nicht an ein Leitungssystem angeschlossen, die Grundwasservorräte sind aber erschöpft, die Brunnen versiegen oder versalzen, und das Flusswasser immer stärker verschmutzt“ beschreibt Judith Zimmer die Situation vor Ort. Betroffen von Versorgungsnotständen seien im Mekong-Delta etwa 4 Millionen Menschen, die sich bisher aus lokalen Brunnen oder mit Flusswasser gut versorgen konnten. Das rasante Wachstum von Industrie und Bevölkerung habe dazu geführt, dass in China und den übrigen Anrainerstaaten, aber auch in Vietnam selbst, zu viel Grund- und Flusswasser entnommen und verschmutzt wird - mehr als sich natürlich wieder regenerieren kann. Hinzu kämen die Folgen des Klimawandels.
Karaoke aus dem Kindergarten hätte das Projekt fast zum Scheitern gebracht - und hat es am Ende gerettet
Natürlich gehörten Video-Telefonate über Internet und Fotos mit Details zur Anlagen-Montage zur Arbeitsgrundlage. Etwas ungewöhnlich waren aber die Zeiten: wegen der Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Vietnam (mitteleuropäischer Zeit fünf Stunden voraus) begannen die Schichten in Deutschland häufig frühmorgens um 3 Uhr. Eine Herausforderung der „besonderen Art“ war ein Kindergartenfest in unmittelbarer Nähe der Baustelle, das die Arbeiten mit traditioneller Karaokemusik beschallte, weshalb während dieser Zeit auf Grund des Geräuschpegels die Kommunikation ausschließlich fernschriftlich und per Chat erfolgen konnte. Was sich als Hindernis und Glücksfall gleichzeitig erweisen sollte, denn der bestellte Gabelstapler war nicht gekommen, und die Monteure konnten das schwere Gerät nicht alleine bewegen. Aber wegen des Karaoke-Festes war ein gutes Dutzend junger Väter vor Ort und bereit mit anzupacken. Unter Anleitung der Ingenieure in Witten und Berlin gelang es, die schwere Membrananlage gemeinsam in das Betriebsgebäude zu bugsieren. Trotz solcher und anderer Herausforderungen und Dank der Flexibilität und Kreativität aller Beteiligten konnte die Anlage erfolgreich installiert und in Betrieb genommen werden. Nun folgt eine mehrmonatige Test- und Demonstrationsphase, um die Anlage einzufahren, ggf. nach zu optimieren und schließlich den verlässlichen Betrieb unter Beweis zu stellen.
Das IEEM betreibt noch weitere Auslands-Projekte, für die es ähnliche Lösungen finden muss: Aktuell geht es um die Instandsetzung von Messgeräten am Elefantenfluss im Krügerpark Südafrika und um Probleme im laufenden Betrieb einer Kläranlage in Namibia. In Afrika kommt das wackelige Internet als zusätzliche Erschwernis hinzu, während Süd-Ost-Asien (einschließlich abgelegener Orte im vietnamesischen Mekong-Delta) diesbezüglich eher besser aufgestellt sei als Deutschland.
http://viwat-operation.de